Dax-Konzern setzt Preiserhöhungen durch und verdient 1,5 Mrd. Euro ·Prämienvolumen sinkt · Aktie fällt
VON Herbert Fromme, Köln
Die Münchener Rück hat in den Verhandlungen mit ihren Kunden über die Erneuerung von Verträgen zum 1. Januar 2009 die Preise um durchschnittlich 2,6 Prozent erhöhen können. Zugleich allerdings ging das Prämienvolumen des erneuerten Geschäfts um 3,0 Prozent auf 8,04 Mrd. Euro zurück – zur Enttäuschung von Analysten und Investoren: Die Aktie des Unternehmens verlor gegen den Trend 2,51 Prozent auf 104,78 Euro. Dazu trugen auch die mäßigen Zahlen der Versicherungstochter Ergo bei, die 2008 erneut Marktanteile in Deutschland verlor.
Auch der Jahresgewinn von 1,5 Mrd. Euro konnte das Bild nicht aufhellen. 2007 hatte das Unternehmen noch 3,9 Mrd. Euro verdient, unterstützt durch einen Steuer-Sonderfaktor von 0,4 Mrd. Euro. Eigentlich wollte der weltgrößte Rückversicherer auch 2008 mehr als 3 Mrd. Euro verdienen, musste das Ziel aber angesichts der Finanzkrise revidieren. „Wir sind nicht ungeschoren durch die Krise gekommen, aber wir können relativ zufrieden sein“, sagte Finanzchef Jörg Schneider in einer Telefonkonferenz. Detaillierte Ergebnisse sollen am 3. März folgen.
Die Dividende will die Münchener Rück trotz des Gewinnrückgangs stabil bei 5,50 Euro pro Aktie halten. Der Konzern plant zudem, das Aktienrückkaufprogramm fortzusetzen. „Das würden wir nur einstellen, wenn es knapp wird, wir haben aber das Dreifache des aufsichtsrechtlich benötigten Kapitals“, sagte Schneider.
Rückversicherer verkaufen Erstversicherern wie Allianz oder Gothaer – die ihrerseits mit Endkunden Geschäfte machen – Schutzdeckungen. Sie sorgen dafür, dass trotz Katastrophen und anderen großen Belastungen wie Stürmen, großen Haftpflichtschäden oder Epidemien der Erstversicherer nicht insolvent wird. Die Verträge werden in der Regel jährlich ausgehandelt, in Europa und den USA der überwiegende Teil zum 1. Januar.
Mit Blick auf die Preiserhöhungen sagte Vorstandsmitglied Torsten Jeworrek: „Ich hätte ein Stück mehr erwartet.“ Nach jahrelangem Preisrückgang hatte die Münchener Rück wegen der Krise und den Auswirkungen auf die Kunden die Marktwende verkündet und sogar zweistellige Anhebungen für möglich gehalten. Immerhin sei aber die Trendwende nun erreicht, sagte Jeworrek. Noch 2007 musste die Münchener Rück bei den Preisen um 2,8 Prozent nachgeben. „Wir sehen ein allgemein höheres Sicherheitsbewusstsein bei den Kunden“, sagte Jeworrek. Das komme der Münchener Rück mit ihrem relativ guten Rating von „AA-“ zugute.
Die Situation sei jedoch je nach Marktsegment sehr verschieden. Während die Gesellschaft in den USA insgesamt „eine hervorragende Erneuerung“ verzeichnete, setzte sich der aggressive Wettbewerb in Segmenten wie der US-Haftpflicht und Autoversicherung fort. Erst recht gilt das für die deutsche Autoversicherung. Hier zieht die Münchener Rück Kapazität ab, ebenso wie in China.
Finanzchef Schneider sagte, die Münchener Rück sei mit ihren breit gestreuten Kapitalanlagen sehr gut aufgestellt. In Aktien hat der Konzern jetzt noch 3,6 Prozent seiner Kapitalanlagen investiert, nach 9,3 Prozent Ende September. Den Einsatz von Kursabsicherungsinstrumenten eingerechnet, sank der Prozentsatz von 4,6 Prozent auf 1,7 Prozent. Die alten Aktienquoten strebt Schneider nicht wieder an. Stattdessen investiert er lieber in Staats- und Firmenanleihen.
Mit ihrer Tochter Ergo sind die Münchner auch im Geschäft mit Endkunden tätig – 2008 allerdings mit bescheidenem Erfolg: In der Lebensversicherung ging das Neugeschäft der Ergo-Gesellschaften in Deutschland um 3,4 Prozent zurück, im Ausland stieg es dagegen um 4,5 Prozent. Zum Gewinn steuerte die Ergo nur 98 Mio. Euro bei. Im Vorjahr waren es noch 781 Mio. Euro. Schneider begründete den scharfen Gewinnrückgang bei Ergo mit Abschreibungen, vor allem auf eine Neuerwerbung in Österreich.
Ergo ist zu 95 Prozent im Besitz der Münchener Rück. Nach dem Gewinneinbruch hat das Unternehmen die Dividende gestrichen, die im Vorjahr noch 1 Mrd. Euro betrug. Münchener-Rück-Konzernchef Nikolaus von Bomhard hatte der Tochter ursprünglich das Ziel gesetzt, zwischen 2006 und 2012 ihren Gewinn zu verdoppeln. Diese Marke zu erreichen wird jedoch von Jahr zu Jahr schwerer.
Quelle: Financial Times Deutschland
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