Leasing-Anbieter versprechen sich von Kliniken und Praxisverbünden neuesWachstum. Die mieten immer häufiger ihre Ausstattung, statt Kapital durch Kaufzu binden Friederike Krieger
Hans-Wilhelm Müller-Wohlfahrt, Mannschaftsarzt der deutschen Fußballnationalmannschaft, setzt auf Leasing. Magnetresonanztomografen, Röntgen- und Ultraschallgeräte in seiner orthopädischen Praxis in München hat er bei Siemens Finance & Leasing gemietet. Die Gesellschaft kümmert sich nicht nur um die Wartung, sondern rüstet die Geräte auf oder tauscht sie aus, sobald eine Innovation auf dem Markt ist. „Wir wollen eine innovative orthopädische und sportmedizinische Versorgung bieten, die stets auf dem neusten Stand ist“, sagt Müller-Wohlfahrt.
Ob niedergelassene Ärzte, Krankenhäuser oder Apotheker – immer mehr Akteure aus dem Gesundheitswesen mieten Equipment, anstatt es zu kaufen. Die Angebote der Leasingunternehmen reichen von medizintechnischem Gerät über Software bis hin zu Krankenhausbetten. In dem Geschäftsfeld sind große Gesellschaften wie Deutsche Leasing aus Bad Homburg aktiv, aber auch kleinere, spezialisierte Unternehmen wie Mediserv Leasing aus Nürnberg.
„Leasing schont die Liquidität“, erklärt Kai-Otto Landwehr, Chef von Siemens Finance & Leasing. Statt viel Kapital auf einen Schlag durch Kauf zu binden, zahlt der Kunde eine monatliche Gebühr. Viele Mediziner nutzen Leasing auch, um auf dem neuesten technischen Stand zu bleiben. „Vor allem Kliniken wollen Innovationen nutzen, sobald diese am Markt sind. Und nicht erst abwarten, bis sich das alte Gerät amortisiert hat“, sagt Landwehr. Bei Siemens können sie schon nach drei Jahren ein neues Gerät ordern.
Die Wachstumsaussichten in der Gesundheitsbranche sind für die Leasinggesellschaften nach wie vor gut, glaubt Jürgen Gerber, Geschäftsführer der VR Medico Leasing, die zum Verbund der Volks- und Raiffeisenbanken gehört. Die Gesellschaft kauft Geräte verschiedener Hersteller an und vermietet sie an die Kunden weiter. „Die Investitionen in der Gesundheitsbranche steigen, wobei sich die Bedeutung einzelner Branchensegmente verlagert“, sagt er. Investierten früher vor allem niedergelassene Ärzte, ist jetzt eine Verschiebung hin zu Kliniken und Großpraxen zu beobachten. Viele Ärzte geben das Dasein als Einzelkämpfer auf und schließen sich in unternehmerischen Verbünden zusammen. Gerber ist überzeugt, dass die stärkere ökonomische Orientierung die Leasingquote beflügeln wird. Von den fremdfinanzierten Investitionen der Gesundheitsbranche entfallen derzeit nur zehn Prozent auf Leasing, der Rest sind Kredite. Üblich ist bei Unternehmen eine Leasingquote von 20 Prozent. „Da ist noch reichlich Potenzial vorhanden“, erklärt Gerber.
Mediziner, die einen neuen Praxisstandort aufbauen, könnten mithilfe des Leasings schneller rentabel arbeiten, sagt der Geschäftsführer der VR Medico Leasing. Bei der Eröffnung seien Patientenzustrom und Einnahmen noch gering. „Bei höhervolumigen Leasingverträgen ist es möglich, am Anfang eine niedrige Rate zu vereinbaren, die erst mit der Zeit ansteigt“, erklärt Gerber. „Zudem sind Leasingaufwendungen zu 100 Prozent steuerlich absetzbar.“ Geleaste Anschaffungen tauchen darüber hinaus nicht in der Bilanz auf und schmälern nicht die Eigenkapitalquote.
Für ein Leasingunternehmen ist es allerdings nicht einfach, in der Gesundheitswirtschaft Fuß zu fassen. „Das Geschäftsfeld erfordert sehr spezifische Kenntnisse“, sagt Friedhelm Westebbe, Geschäftsführer des Bundesverbands Deutscher Leasing-Unternehmen. Die Anbieter müssen sich auch mit Vorgaben wie dem Krankenhausfinanzierungsgesetz auskennen. Bisher sind deshalb nur rund zehn Prozent der 200 Verbandsmitglieder im Gesundheitssektor tätig.
Quelle: Financial Times Deutschland
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