Der Versicherungsexperte der Société Générale, Carsten Zielke, sieht in hohenInflationsraten eine Gefahr für Lebens- und Sachversicherer.interview
FTD Herr Zielke, wird es absehbar eine Inflation geben?
Carsten Zielke Angesichts der Geldschöpfung rechne ich damit. Sie kann sehr schnell eintreten. Das hängt von der wirtschaftlichen Entwicklung ab. Die letzten Konjunkturdaten waren ja recht gut.
FTD Wann wird es für die Versicherer gefährlich? Zielke Drei Prozent Inflation haben eine Signalwirkung, problematisch wird es bei mehr als vier Prozent. FTD Wie gut sind die Versicherer darauf vorbereitet? Zielke Die Landschaft ist zweigeteilt: Es gibt Versicherer, die jetzt schon angefangen haben, die Laufzeiten ihrer Anlagen zu verkürzen, um auf starke Zinssprünge reagieren zu können. Dann gibt es Firmen, die nicht an die Inflation glauben. Sie haben Angst vor dem Niedrigzins und investieren weiterhin langfristig. FTD Ist das nicht leichtsinnig?
Zielke Es ist sehr gefährlich. Gerade Lebensversicherer haben das Problem, dass die Kunden 50 Prozent der stillen Reserven bekommen, aber nicht an den stillen Lasten beteiligt werden. Bei mehr als vier Prozent Inflation gibt es nur noch stille Lasten. Stornieren Kunden dann ihre Verträge, weil der Realwert ihrer Policen nicht mehr mithält mit der Kaufkraftentwicklung, kann der Versicherer in eine bedrohliche Situation geraten. FTD Sind die neuen Rechnungslegungsvorschläge des IASB ein Brandbeschleuniger?
Zielke Je volatiler die Inflationsraten und Zinsen, desto volatiler werden die Ergebnisse der Versicherer, wenn sie die neuen Vorschriften anwenden, weil sie jetzt auch die Passivseite nach Marktwert buchen müssen. Sie können keinen Puffer ansammeln, es drohen hohen Verlustausweise. Interview: Friederike Krieger
Quelle: Financial Times Deutschland
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