Rückversicherungsschäden lasten auf Tochter R+V
Herbert Fromme , Köln,
und Martin Scheele, Hamburg
Der Wiesbadener Versicherer R+V muss mit einem großen Rückversicherungsschaden aus Erdbeben und Tsunami in Japan rechnen. In Versicherungskreisen hieß es, er könne sich zum höchsten Einzelschaden seit Bestehen des Unternehmens entwickeln. R+V wollte nicht Stellung nehmen. „Es ist noch zu früh, Summen zu nennen“, sagte eine Sprecherin. Im Markt ist von einem bedeutenden zweistelligen Millionenbetrag die Rede. Das würde die R+V, die 2009 nur 202 Mio. Euro Gewinn machte, empfindlich treffen. Die R+V gehört zu 74 Prozent der DZ Bank, dem Zentralinstitut der Raiffeisen- und Volksbanken, daher die Abkürzung R+V. Auch die übrigen Anteile liegen bei Mitgliedern der Genossenschaftsorganisation.
Fast alle Versicherer kaufen Schutz bei Rückversicherern ein, die sogenannte passive Rückversicherung. Die R+V ist aber selbst auch als aktiver Rückversicherer tätig. Unter der Marke R+V Re bietet sie anderen Gesellschaften im In- und Ausland Rückdeckungen für Katastrophen und Großschäden. So will sie einen Ausgleich für ihr stark auf Deutschland bezogenes Kerngeschäft schaffen.
Anders als der Rivale Talanx mit seiner Tochter Hannover Rück betreibt die R+V das Geschäft nicht in einer separaten Gesellschaft, sondern nimmt die Risiken in die Bilanz der Obergesellschaft R+V Versicherung.
Von den 10,5 Mrd. Euro Prämieneinnahmen des Konzerns im Jahr 2009 stammten 888 Mio. Euro aus der aktiven Rückversicherung. Damit hatte Spartenvorstand Christoph Lamby das Volumen in einem Jahr um satte 35 Prozent hochgefahren – in einer Zeit, in der die Preise als nicht besonders attraktiv galten. 2010 legte er noch einmal um 20 Prozent auf 1,07 Mrd. Euro zu. Dazu kommt, dass die R+V Re dafür keinerlei Schutzdeckungen bei anderen Gesellschaften gekauft hat. Das ist sonst üblich, die Rückversicherer geben sich untereinander Schutz und verteilen Risiken.
Die Ratingagentur Standard & Poor’s sieht das Geschäft kritisch, auch wenn sie die R+V mit der guten Note „A+“ bewertet. Die aktive Rückversicherung habe keine strategische Relevanz für die Genossenschaftsbanken, schrieb Analyst Christian Badorff im September 2010. Das Wachstum in diesem „potenziell sehr volatilen Markt“ verändere das Risikoprofil.
Quelle: Financial Times Deutschland
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