VR-Leasing
Friederike Krieger
Schwächelnde Nachfrage, zunehmende Insolvenzen und Zahlungsausfälle – die vergangenen Jahre haben den deutschen Leasingunternehmen arg zugesetzt. Die genossenschaftliche VR-Leasing bildet da keine Ausnahme. Im Jahr 2009 musste das Unternehmen zum ersten Mal in seiner Geschichte einen Verlust verbuchen, er belief sich auf 18,8 Mio. Euro.
VR-Leasing ist nach der zum Sparkassenverbund gehörenden Deutschen Leasing die Nummer zwei im Markt für herstellerunabhängiges Leasing. Das in Eschborn ansässige Unternehmen kauft Fahrzeuge, Maschinen, medizintechnische Geräte aber auch Informations- und Kommunikationstechnologie an und vermietet sie an Firmen und Privatleute. Zudem verleiht VR-Leasing in Kooperation mit der Landwirtschaftlichen Rentenbank Fotovoltaik- und Biogasanlagen an Landwirte. Daneben bietet die Firma Einkaufsfinanzierung sowie Factoring an und übernimmt das Baumanagement für Verbundunternehmen. Es handelt sich überwiegend um kleinteiliges, mittelständisches Geschäft.
VR-Leasing gehört den beiden genossenschaftlichen Spitzeninstituten DZ Bank und WGZ Bank. Seit Jahresbeginn hat die Firma einen neuen Chef: Theophil Graband, zuvor Vorstandschef der genossenschaftlichen Teambank. Er war zu einem Gespräch mit der FTD nicht bereit. Graband ist bis zur Pressekonferenz Mitte Mai auf Tauchstation gegangen.
„VR-Leasing ist eine der ganz großen Gesellschaften in Deutschland. Sie ist stark aufgestellt und verfügt mit den Genossenschaftsbanken über einen guten Absatzkanal“, sagt Thomas Hartmann-Wendels, Direktor des Forschungsinstituts für Leasing an der Universität zu Köln. Zwei Drittel des Neugeschäfts im Inland kommen über die Volks- und Raiffeisenbanken. Das hat die Firma im schlimmsten Leasingkrisenjahr 2009 zumindest im Inland vor Einbrüchen bewahrt.
„Jetzt geht es mit dem Leasingmarkt wieder aufwärts, aber lange nicht so schnell wie er abgestürzt ist“, sagt Hartmann-Wendels. Im Jahr 2010 wuchs das Neugeschäftsvolumen im deutschen Leasingmarkt um vier Prozent auf 43,6 Mrd. Euro. „Für 2011 erwarten wir ein Wachstum von sieben bis zehn Prozent“, sagt Heike Schur vom Bundesverband Deutscher Leasing-Unternehmen (BDL).
Das Neugeschäft von VR-Leasing sank 2010 um 15,5 Prozent auf 2,9 Mrd. Euro. Der Mittelstand halte sich nach wie vor bei Investitionen zurück, schreibt die Firma. Zudem habe VR-Leasing eine „konservative Risikopolitik“ betrieben und die Messlatte für Neuabschlüsse höher gelegt.
„VR-Leasing hat sich aus dem Leasing von Immobilien sehr stark zurückgezogen“, kritisiert Bernd Rischko, Leasingexperte beim Beratungsunternehmen Profi-Partner und ehemaliger Mitarbeiter von VR-Leasing: „Das Unternehmen war hier einmal sehr leistungsstark.“ Wegen der verlustreichen Jahre versuche VR-Leasing derzeit, alle Ertragsspielräume zu nutzen, die sich dem Unternehmen bieten. „Wer auf dem platten Land wohnt, wo es nicht viele Leasinganbieter gibt, wird ein schlechteres Angebot bekommen, als ein Kunde in einem hart umkämpften Umfeld“, sagt Rischko. Bei der Direktansprache von Mittelständlern sei das Unternehmen auf dem Rückzug. „VR-Leasing spricht fast nur noch Kunden der Genossenschaftsbanken an“, sagt er.
Quelle: Financial Times Deutschland
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