Naturkatastrophen belasten den Rückversicherer // Sondereffekte verhinderneinen Verlust
Friederike Krieger , Köln
Der weltweit viertgrößte Rückversicherer Hannover Rück hat sich im ersten Quartal 2011 von allen börsennotierten Aktien getrennt. „Wir haben uns zu diesem Schritt entschlossen, weil das Marktumfeld im März als zu volatil erschien“, sagte Vorstandschef Ulrich Wallin. Das sei infolge der Ereignisse in Japan geschehen, deren Auswirkungen auf die Weltwirtschaft schwer abzusehen gewesen seien.
Das Erdbeben und der Tsunami in Japan haben nicht nur die Anlagestrategie der Hannover Rück durcheinandergewirbelt, sondern auch das Quartalsergebnis gedrückt. „Das laufende Geschäftsjahr war bislang von schweren Naturkatastrophen geprägt, die für uns zu einer außergewöhnlichen Großschadenbelastung in Höhe von 572 Mio. Euro führten“, sagte Wallin.
Hannover Rück hatte erst im dritten Quartal wieder mit dem Kauf von Aktien begonnen, nachdem der Rückversicherer 2008 nach der Lehman-Pleite und sehr hohen Abschreibungen aus diesen Papieren ausgestiegen war. Zuletzt hatte die Gesellschaft Dividendenpapiere im Wert von 670 Mio. Euro gehalten, was 2,7 Prozent der Kapitalanlagen entspricht. Finanzchef Roland Vogel schließt aber nicht aus, dass Hannover Rück den Bestand wieder aufstockt. „Aktien sind für uns immer noch eine strategische Komponente. Das hat sich nicht geändert“, sagte er.
Größter Einzelschaden war die Naturkatastrophe in Japan mit 232 Mio. Euro, gefolgt vom Erdbeben in Neuseeland, das den Abschluss mit 152 Mio. Euro belastete. Die Großschäden im ersten Quartal sprengten schon das für das Gesamtjahr einkalkulierte Budget von 530 Mio. Euro. Die Schaden-Kosten-Quote stieg auf 123,8 Prozent der Beiträge.
Die Tornadoserie in den USA bereitet Hannover Rück dagegen kein Kopfzerbrechen. Die Schäden für die Gesellschaft werden sehr gering ausfallen, sagte Finanzchef Vogel.
Der Gewinn im ersten Quartal fiel wegen der vielen Naturkatastrophen mit 52 Mio. Euro mager aus. Im Vorjahresquartal hatte Hannover Rück noch 151 Mio. Euro verdient. Damit hat sie sich aber immer noch besser geschlagen als der Konkurrent Munich Re. Der weltweit größte Rückversicherer hatte die Aktionäre bereits auf seiner Hauptversammlung im April auf ein negatives Ergebnis vorbereitet. Einzelheiten will er am 9. Mai nennen.
Dass die Hannoveraner nicht in die roten Zahlen rutschten, haben sie vor allem Sondereffekten zu verdanken. Der Konzern löste Schadenreserven in Höhe von 150 Mio. Euro auf und erhielt 113 Mio. Euro Steuerrückerstattungen. Zudem brachten Derivate zur Absicherung von Inflationsrisiken 60 Mio. Euro ein. Auch das Kapitalanlageergebnis legte um 40 Prozent auf 392 Mio. Euro zu.
Die Bruttoprämien stiegen im ersten Quartal um 10,3 Prozent auf 3,1 Mrd. Euro. Für das Gesamtjahr zeigte sich das Unternehmen optimistisch, auch wenn es das Gewinnziel von 650 Mio. Euro auf 500 Mio. Euro nach unten korrigieren musste. Die Gesellschaft hofft, dass die bisher stagnierenden bis rückläufigen Preise für Rückversicherungsschutz jetzt anziehen. „Das Erbeben und der Tsunami in Japan haben das Marktumfeld verändert“, sagte Wallin. „Schon in der Erneuerungsrunde hat sich der Markt verhärtet, auch in Bereichen, die von der Katastrophe gar nicht betroffen sind.“
Quelle: Financial Times Deutschland
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