Neue Police deckt das Risiko versteckter Baumängel ab // Prüfgutachten dientals Basis
Immobilienkäufer erleben trotz größter Sorgfalt hin und wieder böse Überraschungen. Mängel wie Schimmelbefall, marode Bausubstanz, undichte Dächer oder fehlerhafte Fassadendämmungen fallen oft erst nach dem Einzug auf. Der Neubesitzer hat dann ein echtes Problem. „Anders als in Skandinavien haftet der Verkäufer nicht für Mängel an Immobilien, die erst nach dem Erwerb zu Tage treten“, sagt Hans-Georg Kuch, Leiter Produktmanagement beim Finanz- und Versicherungsvermittler Dr. Klein.
Das Unternehmen bietet nun eine Police an, mit der Käufer erstmals das Risiko versteckter Mängel abdecken können. Entwickelt wurde die Versicherung von VHV, einem auf Baurisiken spezialisierten Anbieter. Bevor Kunden die Police abschließen können, untersucht ein Gutachter der Prüfgesellschaft Dekra das Haus. „Wir haben eine Sondervereinbarung mit der Dekra, dass innerhalb von 14 Tagen ein Gutachter die Immobilie begeht und einen Bericht schreibt“, sagt Kuch. Der Gutachter sollte nach Möglichkeit schon vor dem Kauf die Immobilie begehen, rät Kuch. Das Gutachten kostet pauschal 649 Euro.
Stellt der Experte Mängel fest, kann der Interessent auf den Erwerb verzichten oder zumindest über den Preis nachverhandeln. Bläst der Interessent den Kauf ab, entstehen ihm gegenüber dem Versicherer keine Verpflichtungen. „Das sind von einander unabhängige Rechtsgeschäfte“, sagt Kuch. Hält der Kunde an seinen Kaufplänen fest, kann er das Risiko versteckter Schäden absichern. Als Basis dient das Dekra-Gutachten. Versichert sind alle Mängel, die nach dem Kauf auffallen und nicht im Gutachten aufgelistet sind. Der Versicherer zahlt bei einem Schaden die Reparaturkosten, der Kunde muss aber generell eine Eigenbeteiligung von 1000 Euro leisten. Ist eine Reparatur nicht möglich, erhält der Besitzer die Wertminderung ausgezahlt. Zwischen Reparatur und Geld für den geringeren Wert kann er nicht wählen. „Sachleistung geht vor Geldleistung“, sagt Kuch. Versichert sind auch Folgeschäden bis zu 15 000 Euro, etwa wenn das einstürzende Dach Mobiliar zerstört.
Der Vertrag läuft über fünf Jahre. Der Zeitraum orientiert sich an den Gewährleistungsfristen für Handwerker. Die Prämie ist auf einen Schlag zu Vertragsbeginn fällig. Die Kosten für die Police hängen vom Alter und Wert der Immobilie ab. Für ein 2003 gebautes Einfamilienhaus mit einer Fläche von 120 Quadratmetern zahlt der Käufer nach Kuchs Angaben 989 Euro, mit den Kosten für den Gutachter sind das insgesamt 1638 Euro.
Bislang hatten Immobilienkäufer keine Möglichkeit, sich gegen das Risiko eines Schrottkaufs zu versichern, sagt Manfred Hüttemann von der Eigentümer-Schutzgemeinschaft Haus und Grund. Er rät Interessenten generell, vor dem Erwerb einen Architekten oder Bauingenieur das Objekt begutachten zu lassen. „Marktüblich sind Preise zwischen 1500 Euro bis 2000 Euro“, sagt er. Möglich sind auch Stundenhonorare, dann sind um die 200 Euro pro Stunde fällig.
Anja Krüger
Quelle: Financial Times Deutschland
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