Krankenversicherer verzeichnet erste Erfolge mit Bonitätsprüfung vonInteressenten
Der private Krankenversicherer Hallesche bekommt mit harten Bonitätschecks und einer strikten Annahmepolitik das Problem der Beitragspreller in den Griff. Die 2010 eingeführten Prüfungen zeigten erste Erfolge, sagte Walter Botermann, Chef des Konzerns Alte Leipziger-Hallesche, bei der Vorstellung der Zahlen für 2010. „Der Anstieg der Nichtzahler ist bei uns gestoppt“, sagte er.
Das Beispiel zeigt, dass die Branche das Problem der Beitragspreller durchaus selbst lösen kann. Einige Unternehmen wie die Versicherungskammer Bayern hatten nach Hilfe durch die Politik gerufen. Der Hintergrund: Seit Einführung der Krankenversicherungspflicht dürfen die Gesellschaften säumigen Kunden nicht mehr kündigen. Dadurch entstehen den Anbietern hohe Belastungen, denn sie müssen für diese Gruppe Alterungsrückstellungen bilden und die Notfallversorgung zahlen.
Die Hallesche hatte 2010 durch Beitragspreller Außenstände in Höhe von rund 10 Mio. Euro, nach 7,5 Mio. Euro im Vorjahr. Bonitätsprüfungen gibt es hier seit 2003. „Neu ist seit 2010 die Zusammenarbeit mit der Schufa“, sagte Hallesche-Vorstand Wiltrud Pekarek. Kunden mit einem Schufa-Eintrag nimmt die Hallesche nicht auf. Antragsteller durchlaufen ein Scoringverfahren und werden mit einem Buchstaben von A für „sehr gut“ bis P für „ganz schlecht“ bewertet. Zwischen K und M verläuft die Grenze zwischen Annahme und Ablehnung. Im Jahr der Einführung hat dieses System Neugeschäft gekostet, sagte Vorstandschef Botermann. 2010 stieg die Zahl der Neukunden netto um nur 776 auf 229 851. „Wir wollen lieber weniger neue Kunden, aber mehr Qualität.“
Die Hallesche beteilige sich nicht an Umdeckungen, betonte er. Das ist die bei manchen Vertrieben übliche Praxis, Kunden von privaten Krankenversicherern zu einem Wechsel zu bewegen, um die Provision nochmals zu kassieren. „Wir haben eine hohe Korrelation festgestellt zwischen Kunden, die nicht zahlen, und denen, die oft wechseln“, sagte Botermann. „Wir tun uns keinen Gefallen, wenn wir nicht gegen Umdeckungen vorgehen.“ Die einfachste Lösung wäre nach seiner Auffassung eine auf fünf Jahre verlängerte Stornohaftung für Vermittler. Das bedeutet, der Vermittler muss bei Kündigung des Kunden die Provision zurückzahlen. Üblich sind bisher ein bis zwei Jahre. Wenn die Branche das nicht selbst hinbekomme, dann wolle er lieber eine Lösung durch den Gesetzgeber als gar keine, sagte er. Der Forderung aus der Branche nach einer gesetzlichen Deckelung der Provision, wie sie zurzeit in Berlin diskutiert wird, will er sich nicht anschließen. Botermann bestritt, dass die Hallesche bis zu 18 Monatsbeiträge an Provisionen zahlt, wie es in einer Studie hieß. Die Höhe der maximal von der Gesellschaft gezahlten Provision wollte er aber nicht nennen.
Infolge der härteren Annahmepolitik bringen einige Vertriebspartner jetzt kein Geschäft mehr bei der Halleschen unter, sagte Botermann. „Dafür haben wir andere Vertriebspartner gewonnen.“ Diese Umstellung zahle sich aus. „Wir haben in diesem Jahr schon ein Plus von 5000 Kunden“, sagte er.
Im Jahr 2010 stiegen die gebuchten Bruttobeiträge der Halleschen um 5,1 Prozent auf rund 1 Mrd. Euro, die der Alten Leipziger Leben um 5,7 Prozent auf 1,48 Mrd. Euro.
Anja Krüger
Quelle: Financial Times Deutschland
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