Versicherer warnen vor riskanten europäischen Staatsanleihen
Friederike Krieger , München
Große Versicherer fordern, dass die EU bei der Ausgestaltung der neuen Eigenkapitalregeln Solvency II Konsequenzen aus der europäischen Schuldenkrise zieht. „Es gibt noch keine finale Lösung, die der unterschiedlichen Qualität der Staatsanleihen Rechnung trägt“, sagte Dieter Wemmer, Finanzchef des Versicherers Zurich, auf einer gemeinsamen Pressekonferenz mit der Allianz.
Die neuen Eigenkapitalregeln sollen Anfang 2013 in Kraft treten und verhindern, dass ein Versicherer pleite geht und die Verpflichtungen gegenüber seinen Kunden nicht mehr erfüllen kann. Nach Solvency II müssen die Gesellschaften für die Risiken, die sie im Versicherungsgeschäft und in der Kapitalanlage eingehen, Eigenkapital vorhalten.
Während Versicherer für Aktien und Immobilien zusätzlich zum Investitionsbetrag relativ viel Eigenmittel nachweisen müssen, ist für Staatsanleihen aus dem EU-Raum zunächst keine Eigenkapitalunterlegung nötig. Dabei ist es egal, ob es sich um Papiere aus Deutschland, Spanien oder Italien handelt. „Während unter Solvency II Risiken in vielen Bereichen überschätzt werden, werden sie hier durch diese Gleichbehandlung eher unterschätzt. Das muss korrigiert werden“, sagte Wemmer.
Dass die Assekuranz schärfere Kapitalanforderungen bei Solvency II verlangt, ist ein Novum. Sonst kritisieren die Gesellschaften die Vorgaben eher als überzogen und monieren ihre hohe Komplexität. Zur Bewertung der Staatsanleihen sollten sich die Versicherer nicht zu sehr auf Ratingagenturen verlassen müssen, forderte Allianzvorstand Oliver Bäte. „Ratings können nur ein Kriterium sein.“ Es dürfe keine Automatismen geben, dass ein Versicherer ein Papier verkaufen müsse, nur weil sich das Rating verändert habe. Zugleich nahm er die Agenturen aber auch in Schutz. „Wenn ein Staat überschuldet ist, trägt dafür keine Ratingagentur die Schuld.“ Die oft kritisierte Praxis, Anleihen bei einer Verschlechterung des Ratings abzustoßen, sei häufig auf regulatorischen Druck entstanden.
Quelle: Financial Times Deutschland
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