Ratingagentur Standard & Poor’s warnt vor Folgen niedriger Zinsen // MöglicheAusweitung der Euro-Krise auf Spanien und Italien Bedrohung für Assekuranz
Friederike Krieger , Frankfurt
Auf die deutschen Lebensversicherer kommen düstere Zeiten zu. Die Ratingagentur Standard & Poor’s (S&P) stuft ihren Ausblick für den Markt als negativ ein. Grund: Die niedrigen Zinsen am Kapitalmarkt belasten die Unternehmen. Die Differenz zwischen den Kapitalanlageergebnissen der Versicherer und den Garantiezinsen, die sie ihren Kunden zugesagt haben, verringert sich zunehmend.
Zudem werden die Gesellschaften in diesem Jahr zwischen sieben und zehn Prozent an Prämien einbüßen. „Auf der einen Seite ist der Bedarf an Lebensprodukten relativ hoch, andererseits sind die Kunden sehr zögerlich bei langen Vertragslaufzeiten“, sagte Christian Badorff von S&P. Das Prämienwachstum in den Jahren 2009 und 2010 hätten die Versicherer größtenteils mit kurzfristig angelegten Einmalbeiträgen bestritten. Sie würden 2011 weitgehend ausbleiben.
Bei den Schaden- und Unfallversicherern sieht die Lage etwas besser aus. Wegen der erwarteten Verbesserung des versicherungstechnischen Ergebnisses ist der Ausblick stabil. S&P rechnet mit einer Verbesserung der Schaden-Kosten-Quote von 98 auf 97 Prozent der Beiträge im Jahr 2011 und mit einem Prämienwachstum von zwei bis drei Prozent.
Getrieben werde die Entwicklung von höheren Preisen in der Kfz-Versicherung. Einen nachhaltigen Prämienanstieg erwartet S&P in der Autoversicherung wegen des scharfen Wettbewerbs aber nicht. Neue Spieler wie etwa Autohersteller mischen im Geschäft mit. „Das alles hält den Markt in Bewegung“, sagte Badorff.
Insgesamt attestiert S&P den Versicherern eine stabile Finanzstärke, auch wenn die Kapitalausstattung einiger Lebensversicherungstöchter zu wünschen übrig lasse. Die von S&P bewerteten Versicherer haben heute unverändert im Durchschnitt ein „A“-Rating. Auch der Ausblick für die Bewertungen der meisten Konzerne ist stabil.
Allerdings könnte eine Ausweitung der Schuldenkrise auf Spanien und Italien die Versicherer treffen. „Das würde eine Belastung für die Kapitalergebnisse und die Ratings der Versicherer bedeuten“, sagte Badorff. Während die Assekuranz den Bestand an Staatsanleihen von Wackelkandidaten wie Griechenland oder Portugal zurückgefahren hat, ist sie bei Spanien und Italien stark investiert. Das gilt besonders für international aktive Versicherer mit Tochtergesellschaften in Italien oder Spanien.
Badorff hält eine Verschlechterung der S&P-Sicht auf den deutschen Versicherungsmarkt für wahrscheinlicher als eine Verbesserung. Belastend könnten sich insbesondere ein anhaltender Niedrigzins, ein sinkendes Kapitalisierungsniveau wegen hoher Abschreibungen und ein unvermindert harter Wettbewerb auswirken, der die versicherungstechnischen Ergebnisse verschlechtert.
Quelle: Financial Times Deutschland
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