Versicherer zieht sich aus dem Geschäft mit Massenkunden zurück
Friederike Krieger , Köln
Der zur britischen Old Mutual Gruppe gehörende Versicherer Skandia baut sein Deutschland-Geschäft radikal um. Die Gesellschaft plant, das Neugeschäft mit Massenkunden einzustellen. Stattdessen will sich der Versicherer wie bereits in Frankreich und Italien auf vermögende Privatkunden konzentrieren. „Wir wollen nicht mehr Kleinsparer ansprechen, sondern Personen, denen größere Einmalbeträge zur Verfügung stehen“, sagte eine Sprecherin des Unternehmens.
Der Schritt ist ein weiterer Beleg dafür, dass sich das Geschäft mit Lebens- und Rentenversicherungen in Deutschland immer weniger lohnt. Im Jahr 2010 hatte bereits der niederländische Anbieter Delta Lloyd das Neugeschäft seiner Lebensversicherungstöchter eingestellt und sich aus dem Markt zurückgezogen. Die Gesellschaften verkaufte er an den japanischen Finanzdienstleister Nomura.
Skandia ist seit 1991 hierzulande aktiv. Im Jahr 2010 kam der Versicherer auf Prämieneinnahmen von 448,3 Mio. Euro, Zahlen für 2011 hat der Anbieter noch nicht veröffentlicht. Im Bestand hat er rund 360 000 Verträge. Das sind vor allem fondsgebundene Lebens- und Rentenversicherungen sowie Dread-Disease-Policen, mit denen sich Kunden gegen schwere Krankheiten absichern können.
Mit dem Verkauf von Lebenspolicen tun sich Versicherer in Deutschland momentan sehr schwer. Nach einem kurzen Aufschwung Ende 2011 läuft das Geschäft wieder schlechter. Vor allem fondsgebundene Policen sind schwer unters Volk zu bringen. Bei diesen Verträgen trägt der Kunde das Verlustrisiko. Viele Anleger haben sich in der Krise mit den Policen eine blutige Nase geholt.
Skandia zieht jetzt die Konsequenzen aus der Situation. Auch in anderen Ländern wie Österreich, der Schweiz und Polen will der Anbieter umschwenken und sich stärker auf die Vermögensverwaltung für reiche Anleger konzentrieren.
In Deutschland plant der Versicherer, einen neuen Standort in Stuttgart für die Betreuung vermögender Kunden aufbauen. Die Berliner Zentrale soll sich künftig nur noch um Dienstleistungen für Bestandskunden und die Verwaltung der Policen kümmern. Rund 300 Mitarbeiter sind dort beschäftigt. Über einen Stellenabbau verhandelt Skandia derzeit mit dem Betriebsrat.
Quelle: Financial Times Deutschland
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