Kolumne
Herbert Fromme
Nutzen Sie ein Smartphone? So ein schickes Teil mit Kalender, E-Mail, Musik, Bildern, Schnick und Schnack? Ich wette, Sie sind begeistert. So einfach zu nutzen, so bequem, alle Termine zur Hand zu haben, so schnell der Zugriff auf das Internet.
Wenn Sie ein Unternehmen führen, das in hartem Wettbewerb steht oder für dessen Übernahme sich Rivalen interessieren, dürften auch andere von Ihrem Spielzeug begeistert sein – Datendiebe, die geheimes Wissen über Sie und Ihr Unternehmen verkaufen oder es im Auftrag bösartiger Feinde beschaffen wollen.
Denn die Zahl der Spionageprogramme, die auf Smartphones zugreifen können, explodiert geradezu, stellt Emily Holbrook vom US-Fachmagazin Risk Management fest. Tom Kellermann vom Sicherheitsunternehmen Trend Micro hat das bei einer Fachkonferenz in Washington vor einer Woche vorgeführt – am Beispiel von Android-Geräten.
„Die Kriminellen können in das Smartphone gehen und Ihren Kalender ansehen. Aha, Sie haben ein sehr wichtiges Meeting an einem bestimmten Tag, sagt sich der Dieb. Da werde ich mal an dem Tag das Mikrofon Ihres Smartphones anstellen und gleichzeitig die Telefone von allen Teilnehmern des Meetings hacken.“
Bislang haben die meisten Unternehmen keine wirkliche Antwort auf solche Herausforderungen. Klar, die interne IT scheint abgesichert – aber da ist die unwiderstehliche Anziehungskraft von Smartphones und Tablets auf das Führungspersonal.
Das ist kein Grund zur Panik. Die meisten Firmen sind überhaupt nicht wichtig genug, um das Ziel eines direkten Angriffs zu werden. Die bestehende Infrastruktur ist in weiten Teilen ohnehin mit Schadsoftware infiziert. Kellermann schätzt, dass es bis zu 90 Prozent sind. Dennoch brechen die Unternehmen nicht reihenweise wegen Datenlecks zusammen. Das wird auch bei Angriffen auf die mobilen Geräte nicht geschehen.
Dennoch: Abwehrstrategien sind nötig. IT-Abteilungen müssen schnell lernen, mit den neuen Bedrohungen umzugehen. Technische Abwehrmittel müssen her, und die sind teuer. Außerdem hilft ganz normale Vorsicht. Bei geheimen Lagebesprechungen von Militärs bleiben Handys draußen – ein gutes Vorbild. Nutzer sollten ihr Gerät nicht aus der Hand geben und nicht blind alle möglichen Apps laden. Doch für den Bewusstseinswandel müssen die Spezialisten ihren Kollegen und Chefs praktisch nachweisen, was alles mit ihrem Smartphone geht. Wer einmal gesehen hat, wie einfach sein Gerät gehackt werden kann, ist künftig viel vorsichtiger.
Herbert Fromme ist Versicherungskorrespondent der FTD.
Quelle: Financial Times Deutschland
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