Zwei geschlossene Fonds mit Kühlschiffen haben schwere Probleme. Die Zukunftder Spezialtransporter auf See ist höchst ungewiss
Patrick Hagen
Patrick Hagen
Die Krise bei Schiffsbeteiligungen weitet sich aus. Jetzt stehen zwei Fonds des Hamburger Emissionshauses MPC Capital, die in Kühlschiffe investiert haben, vor dem Ende. Den Reefer-Flottenfonds 1 und 2 gehören insgesamt 28 Kühlschiffe. Die Anleger von Fonds 2 sollen laut einem Sanierungskonzept eine zweistellige Millionensumme nachschießen, um ihre Beteiligung zu retten. An einem Rettungsplan für Fonds 1 arbeitet MPC noch. Er soll den Anlegern im Dezember vorgestellt werden, so ein Sprecher des Emissionshauses.
Damit rückt ein Nischenmarkt der Schifffahrt in den Fokus: Kühlschiffe. Sie transportieren in gekühlten Laderäumen leicht verderbliche Waren wie Obst, Gemüse oder Fisch. Die Einnahmen der Spezialschiffe sind im Jahr 2009 unter Druck geraten und haben sich seitdem nicht nachhaltig erholt. Ob diese Sparte auf längere Sicht überhaupt eine Zukunft hat, ist in der Branche umstritten.
Riskante RettungsaktionDer Reefer-Flottenfonds 2 kann bereits seit dem ersten Quartal dieses Jahres die Tilgungsraten für seine Bankschulden nicht zahlen. Das Sanierungskonzept sieht nun vor, dass die Anleger mindestens 12,7 Mio. Euro an frischem Kapital nachschießen. Im Gegenzug sollen die finanzierenden Banken die Tilgungszahlungen stunden. Sollten die Anleger nicht genügend Geld aufbringen, bliebe nur die Option, einzelne oder sogar alle Schiffe zu verkaufen, warnt die MPC-Treuhandgesellschaft TVP in einem Brief an die Anleger.
Der erwartete Verkaufspreis von nur 4 Mio. Euro pro Schiff würde gerade einmal ausreichen, um das Bankdarlehen abzulösen. „Durch diese Verkäufe würden Sie voraussichtlich den Großteil ihres ursprünglich eingesetzten Kapitals verlieren“, heißt es in dem Treuhandschreiben an die Investoren. Ab einem Betrag von mindestens 8 Mio. Euro an frischem Geld, könnte der Fonds zumindest einen Teil der Frachter retten. Jan-Henning Ahrens, Fachanwalt für Bank- und Kapitalmarktrecht hält es jedoch für sehr riskant, weiteres Geld in den Fonds zu stecken. „Investoren sollten sorgfältig prüfen, wie groß die Wahrscheinlichkeit ist, dass die Probleme durch die anstehende Kapitalerhöhung dauerhaft gelöst werden können“, sagt Anwalt Ahrens.
Der Reefer-Flottenfonds 1 hat neben den zu niedrigen Einnahmen noch ein weiteres Problem. Der Fonds hat 35 Prozent der Darlehenssumme in japanischen Yen aufgenommen. Da der Wert des Yen gegenüber dem Hauptdarlehen in Dollar um mehr als fünf Prozent gestiegen ist, wurde die sogenannte 105-Prozent-Klausel des Kreditvertrags, die vor Währungsverlusten schützen soll, verletzt. Das gibt der Bank das Recht, zusätzliche Sicherheiten zu fordern. Außerdem wächst der Wert des Yen-Darlehens, es werden zusätzliche Mittel zur Tilgung des Kredits gebraucht.
Die Zukunft des Fonds wird auch durch die verschlechterten Aussichten für Kühlschiffe gefährdet. Die Spezialanbieter haben in den vergangenen Jahren mächtige Konkurrenz bekommen. Containerreedereien wie Maersk Line, Hapag-Lloyd oder Hamburg Süd, die verderbliche Waren in Kühlcontainern befördern, drängen in das Segment, auch um fehlende Ladung aus ihrem Stammgeschäft aufzufangen. Sie gewinnen bereits seit Jahren Marktanteile auf Kosten der Kühlschiffbetreiber.
Dieser Trend hat sich seit der Krise verstärkt. Der Markt für Fleisch ist mittlerweile nahezu komplett in der Hand von Containerreedereien. Inzwischen greifen diese auch im wichtigsten Segment für Kühlschiffe an – dem Transport von Bananen. Die Früchte machen gut 20 Prozent der gesamten Kühlwaren aus und sind damit das bedeutendste Transportgut für die Branche.
Die Betreiber von Kühlschiffen haben schon auf das schlechte Marktumfeld reagiert und eine große Zahl von Schiffen in die Abwrackwerften geschickt. Außerdem setzen sie auf ihren Geschwindigkeitsvorteil. Während ein Containerfrachter bis zu 16 Tage braucht, um Bananen von Südamerika nach Europa zu bringen, ist das Kühlschiff nur acht Tage unterwegs, weil es kaum Zwischenstopps macht.
MPC versucht den Anlegern außerdem mit der Nachricht Mut zu machen, dass Maersk gerade erst den Großkunden Banex verloren habe, der jetzt wieder auf Kühlschiffe setzt. Allerdings erwähnt das Emissionshaus nicht, dass Maersk zugleich einen großen Auftrag des Fruchthandelshauses Fyffes gewonnen hat – wieder auf Kosten der Kühlschiffe.
Quelle: Financial Times Deutschland
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