Gerling-Chef rechnet mit Konsolidierung

Neue Eigenkapitalregeln verhindern Quersubventionierung

Von Ilse Schlingensiepen, Seeheim-Jugenheim Die künftigen Eigenkapitalanforderungen (Solvency II) werden den deutschen Industrieversicherungs-Markt grundlegend verändern. Das erwartet Björn Jansli, Chef der Gerling-Gruppe. „Wir werden eine Konsolidierung bekommen“, sagte Jansli auf einer Tagung des Deutschen Versicherungs-Schutzverbandes. Gewinner werden seiner Meinung nach die großen Anbieter wie Gerling selbst sein.

Für Versicherer ändern sich die Eigenkapitalregeln ähnlich wie für die Banken unter Basel II. Je nach Risikoschwere müssen sie mehr oder weniger Eigenkapital vorhalten.

Die Unternehmen müssten für jede Sparte genau prüfen, ob sie ausreichend mit Kapital unterlegt ist und ob mit dem eingesetzten Kapital genügend Gewinne erzielt werden, sagte Jansli. „Quersubventionen zwischen den Sparten sind nicht länger möglich“, sagte Jansli. Die Versicherer müssten entscheiden, welche Sparten sie weiter anbieten wollen. „Jeder wird sich fragen müssen, wo liegen meine Kernkompetenzen?“

Alle seien gut beraten, individuelle Modelle zu entwickeln, mit denen sie die notwendige Solvabilität bestimmen können, sagte Jansli. „Mit einem Standardmodell kommt man nicht zum optimalen Kapitalbedarf und Kapitaleinsatz.“

Der Markt werde sich an der Frage polarisieren, welchen Versicherern es gelingt, möglichst geringe Kapitalkosten zu erzielen. Besser abschneiden werden dabei nach Einschätzung des Gerling-Chefs die führenden Anbieter, weil sie über ein größeres Kollektiv Schwankungen besser ausgleichen können, ihre Risiken breiter gestreut haben und über ein besseres Risikomanagement verfügen. Ein umfassendes Risikomanagement-System werde für die Versicherer unabdingbar, sagte er. Damit kämen enorme Kosten auf die Unternehmen zu. „Es gibt nicht viele, die das schultern können.“ Der Gerling-Konzern, der in den letzten drei Jahren eine schwere Krise meistern musste, sieht sich für die neuen Herausforderungen offenbar gut gerüstet.

Solvency II wird voraussichtlich dazu führen, dass der Kapitalbedarf in einzelnen Sparten wie Haftpflicht, Transport und Sturm steigen wird, so Jansli. Das würde als logische Konsequenz auch steigende Preise mit sich bringen. Im Privatversicherungsbereich könnte dagegen eine gegenläufige Entwicklung einsetzen.

Quelle: Financial Times Deutschland

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