Scor macht Ernst bei Converium

Pariser Rückversicherer kündigt Angebot für Züricher Rivalen an · Keine Aufbesserung des Preises

Von Herbert Fromme, Köln Der französische Rückversicherer Scor hat gestern eine offizielle Übernahmeofferte für den Schweizer Konkurrenten Converium angekündigt, die am oder um den 2. April vorgelegt werden soll. Auf das nach Schweizer Recht zwingende Angebot reagierte Converium erneut mit Ablehnung. „Es verkennt grundlegend den Wert der Marktstellung und der Wachstumsperspektiven von Converium und ist daher nicht im Interesse des Unternehmens, seiner Aktionäre und Kunden“, teilte Converium mit. Das Unternehmen will morgen Geschäftszahlen vorlegen.

Scor-Chef Denis Kessler sagte, er habe Converiums komplettem Topmanagement eine „führende Rolle“ in einem fusionierten Unternehmen angeboten, das mit drei Zentren in Paris, Köln und Zürich arbeiten solle. Es bestehe die Chance, einen führenden europäischen Rückversicherer zu schaffen, der auf Prämieneinkommen von rund 5,5 Mrd. Euro komme. Er wäre dann nach Swiss Re, Münchener Rück, Berkshire Hathaway und Hannover Rück die Nummer fünf in der Welt.

Die Rating-Agenturen Standard & Poor’s, Moody’s und AM Best reagierten gestern nicht auf die Scor-Ankündigung. Damit wurde eine der größten Sorgen des Scor-Managements ausgeräumt. Eine negative Reaktion der Agenturen hätte Scor empfindlich geschadet.

Rückversicherer bieten Erstversicherern wie Axa oder Zürich, die ihrerseits mit Endkunden Geschäfte machen, Schutz gegen Großschäden an. Die Branche musste vor einigen Jahren schwere Schläge wegen eigener Dumpingpreise und der Kapitalmarktkrise hinnehmen.

Converium und Scor gehörten zu den besonders geschwächten Gesellschaften, sie haben sich aber beide wieder erholt. Bei der Sanierung ist Scor deutlich weiter als Converium. Die aktuelle Konsolidierungswelle erhielt 2005 einen ersten Schub, als Swiss Re von General Electric die GE Insurance Solutions übernahm und dadurch die Münchener Rück als Weltmarktführer ablöste.

Scor-Chef Kessler sprach von einer „freundlichen Übernahme“. Gespräche mit dem Management seien aber leider abgebrochen worden, weil der Converium-Vorstand unter Inga Beale sich auf Anweisung des Verwaltungsrats weigerte, eine Vertraulichkeitserklärung zu unterschreiben. Das sei unangemessen, sagte er. „Wir sind der größte Aktionär.“

Scor will 21,1 Franken pro Converium-Aktie zahlen, davon 80 Prozent in neuen Scor-Aktien und 20 Prozent in bar. „Wir haben keinen Grund, einen höheren Preis zu bieten“, sagte Kessler gegenüber der FTD. Damit bezog er sich auf Analystenhoffnungen, nach denen Scor in letzter Minute ein aufgebessertes Angebot machen werde. „Der damals größte Aktionär und ein weiterer wichtiger Anteilseigner haben bereits für diesen Preis verkauft, beide sind erfahrene Anleger „, sagte Kessler weiter.

Scor hatte vor acht Tagen mitgeteilt, dass der Schweizer Investor Martin Ebner 19,8 Prozent abgegeben hatte und der schwedische Pensionsfonds Alecta Pensionsförsäkring Ömsesidigt 4,8 Prozent. Zusätzlich hatte Scor 8,3 Prozent an der Börse gekauft.

Nach Scor sind die größten Converium-Aktionäre jetzt die Zürcher Kantonalbank mit 6,92 Prozent und die US-Investorengruppe Dodge & Cox mit 5,04 Prozent.

Zitat:

„Wir haben keinen Grund, einen höheren Preis zu bieten“ – Scor-Chef Kessler –

Quelle: Financial Times Deutschland

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