Versicherer kaufen Internetportal Aspect Online

HUK-Coburg will Gegengewicht zu Check24 schaffen

Friederike Krieger , Köln,

und Herbert Fromme, München

Der Versicherer HUK-Coburg hat zusammen mit der Talanx-Tochter HDI Direkt und dem Autoversicherungsspezialisten WGV die Mehrheit am Vergleichsportal Aspect Online in Augsburg übernommen. Dazu führt Aspect Online eine Kapitalerhöhung durch. Gründer und Aufsichtsratschef Stephan Gabriel, das Management und einzelne Aufsichtsratsmitglieder bleiben beteiligt.

Angaben über ihre Anteile und den Preis machten die Beteiligten nicht. Marktkreise gehen davon aus, dass die drei rund 30 Mio. Euro zahlen. Bei Aspect Online können Verbraucher Versicherungen, Bankprodukte und Energietarife vergleichen. Kommt es zum Abschluss, erhält das Portal eine Provision vom Anbieter.

Bei der Beteiligung handelt es sich um einen defensiven Schritt der Autoversicherer. Sie laufen gerade Gefahr, die Kontrolle über den Vertriebsprozess und die Kundenkontakte zu verlieren. Dafür sorgen die Autohersteller, die mit den Neuwagen Versicherungen verkaufen und den Kunden so an sich und ihre Werkstätten binden. Gleichzeitig greifen die Vergleichsportale an, die als Makler die Kundenbeziehung kontrollieren.

HUK-Coburg, nach Zahl der Fahrzeuge Deutschlands größter Autoversicherer, und die beiden anderen Käufer wollen deshalb ein Gegengewicht zum Münchener Onlinemarktführer Check24 schaffen. Die HUK-Coburg ist seit 2010 nicht mehr bei Check24 vertreten. Die Coburger Versicherer geben dafür die hohen Provisionsforderungen von 60 bis 100 Euro pro Vertrag an. Allerdings dürfte der Verzicht die HUK inzwischen schmerzen: Das Münchener Portal vermittelte 2010 die gewaltige Zahl von 450 000 Autoverträgen.

Aspect Online wolle weiter völlig unabhängig agieren, teilte die Firma mit. Angebote würden ausschließlich nach Preis und Leistung bewertet. Die entscheidende Frage für die neuen Aspect-Eigner wird sein, ob andere Versicherer das Vergleichsportal nutzen, auch wenn es künftig drei aggressiven Rivalen gehört.

Quelle: Financial Times Deutschland

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