Kleinlein: „Der Kampf um die Bewertungsreserven geht weiter“

Axel Kleinlein ist seit einer außerordentlichen Mitgliederversammlung am Samstag wieder Vorstandsvorsitzender des Bunds der Versicherten. Im März 2013 hatte ihn der Aufsichtsrat überraschend entlassen, jetzt wählten die Mitglieder einen neuen Aufsichtsrat, der Kleinlein wieder bestellt hat. Mit dem Versicherungsmonitor sprach Kleinlein über seine Pläne.


Axel Kleinlein_BdV

Der Versicherungsmathematiker Axel Kleinlein ist der neue alte BdV-Chef

© Bund der Versicherten

Axel Kleinlein: Die inhaltliche Ausrichtung des BdV mit kritischem Blick auf die Versicherungswirtschaft, vor allem im Hinblick auf die anstehende Bundestagswahl und die Arbeit einer neuen Regierung.

Geht es auch konkreter?

Unsere Hauptthemen sind dabei vor allem die Altersvorsorge und die Lebensversicherung. Der Kampf um die Bewertungsreserven geht weiter. Zudem werden wir das Altersvorsorgeverbesserungsgesetz kritisch begleiten. Auf europäischer Ebene stehen die Novelle der EU-Vermittlerrichtlinie und die Eigenkapitalregeln Solvency II im Vordergrund. Auch die private Krankenversicherung haben wir im Blick.

Die Regeln zur Beteiligung der Kunden an den Bewertungsreserven sind aus Sicht der Versicherer bei festverzinslichen Papieren systemwidrig, schließlich handelt es sich um flüchtige Gewinne, die bei Auslaufen der Anleihen verschwinden. Ist das nicht nachvollziehbar?

Die Beteiligung ist auf keinen Fall systemwidrig. Das Argument käme höchstens in Betracht, wenn die Beteiligungsreserven immer gehoben werden müssten. Dem ist aber nicht so. Die Versicherer haben eine hohe Liquidität, sie müssen die Bewertungsreserven nicht auflösen. Durch die Rückstellungen für Beitragsrückerstattungen sind erhebliche Mittel vorhanden. Ein Problem ist allerdings die Intransparenz bei den Bewertungsreserven.

Und was wollen Sie dagegen tun?

Wir könnten uns vorstellen, dass die ausscheidenden Kunden nicht an den Bewertungsreserven, sondern an der freien RfB beteiligt werden.

Begrüßen Sie den Vorschlag des GDV zur Provisionsdeckelung in der Lebensversicherung? Er kommt schließlich von den Versicherern.

Die Frage ist, wie der Provisionsdeckel gelebt wird. Er muss niedrig genug sein und sollte nicht nur die Provisionen, sondern die gesamten Abschlusskosten umfassen. Der Kunde muss es nachvollziehen können.

Sie waren als Kritiker der Lebensversicherung bekannt. Sind Sie das immer noch?

Es ist nie gut, Spar- und Risikovorsorge zu vermischen. Bei der Absicherung der Langlebigkeit in der Rentenversicherung gibt es erhebliche Probleme bei der Gestaltung der Sterbetafeln, weil viel zu lange Lebensdauern eingerechnet werden. Auch die neuen Produkte mit aufgeweichten  Garantien, zum Beispiel von der Allianz, überzeugen mich nicht.

Kehrt im BdV nach den internen Querelen der vergangenen Monate nun Ruhe ein?

Wir sind bereit für eine saubere verbraucherpolitische Arbeit. Bei der außerordentlichen Mitgliederversammlung ist der Aufsichtsrat mit einer großen Mehrheit von 80 Prozent abgewählt worden. Die Mitglieder haben klar geäußert, wo sie hin wollen. Das wird gelingen mit dem neuen Aufsichtsrat und Mario Leuner als zweitem Vorstand.

Sie und der zweite Vorstand Thorsten Rudnik hatten sich früher oft gegenseitig blockiert, weil Ihre Stimmen das gleiche Gewicht hatten. Ist das immer noch so, oder haben Sie künftig das letzte Wort?

Diese Satzungsprobleme wurden auf der außergewöhnlichen Mitgliederversammlung diskutiert, aber nicht entschieden, weil sie nicht auf der Tagesordnung waren. Bei Herrn Leuner und mir sehe ich nicht die Gefahr, dass wir uns gegenseitig blockieren. Ich glaube an eine erfolgreiche Zusammenarbeit.

Wie beurteilen sie die Arbeit von Tobias Weissflog, der Ihnen im März nachfolgte und jetzt von Ihnen wieder abgelöst wird?

Mit dem Positionspapier „Versicherungswirtschaft 2.0“ hat er gute Vorarbeit geleistet.

Bei Ihnen im Verbraucherschutz sind viele starke Egos unterwegs. Wann kommt der nächste Knall?

Wenn ich mir die Versicherungswirtschaft so anschaue, haben die Verbraucherschützer gar nicht die stärksten Egos. Es gibt vielleicht mal Unstimmigkeiten bei der einen oder anderen Position, aber im Großen und Ganzen ziehen wir an einem Strang.

Herbert Fromme, Friederike Krieger

 

 

 

 

 

 

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