Druck auf Schaden- und Unfallversicherer

Nach Einschätzung der Rating-Agentur A.M. Best müssen die Schaden- und Unfallversicherer in Deutschland zunehmend die schwachen Ergebnisse der Lebensversicherer ausgleichen. Die Anbieter werden daher versuchen, Prämien und Gewinnmargen zu erhöhen.

Landstraße

Der Druck auf die Schaden-/Unfallversicherer nimmt zu, vor allem in der Kfz-Versicherung

© UDV - Unfallforschung der Versicherer

Der Druck auf die Schaden- und Unfallversicherungstöchter deutscher Versichererungskonzerne nimmt zu. Sie müssen ihre Gewinne steigern, um die schwachen Leistungen der Lebensversicherer auszugleichen. „Weil es angesichts des Niedrigzinsumfelds für Lebensversicherer immer schwieriger wird, die hohe Verzinsung einzuhalten, die sie für bestehende Verträge garantiert haben, wird versucht, die Prämien und Gewinnmargen bei Schaden- und Unfallversicherungen zu steigern“, schreiben die Versicherungsanalysten der Rating-Agentur A.M. Best in einem aktuellen Sonderbericht.

Vor einigen Jahren war die Situation noch umgekehrt: Mit den üppigen Gewinnen in der Lebensversicherung subventionierten die Gesellschaften ihre Schaden- und Unfallversicherer.

Jetzt macht aber das anhaltende Niedrigzinsumfeld den Lebensversicherern zu schaffen. Sie haben hohe Garantieversprechen von durchschnittlich 3,3 Prozent in ihren Büchern. Mit sicheren Investments lassen sich aber längst nicht mehr so hohe Renditen erzielen. Zehnjährige Bundesanleihen brachten im April 2013 nur noch eine Rendite von 1,2 Prozent.

Derzeit sind die Lebensversicherer nach Einschätzung von A.M. Best noch in der Lage, ihre Verpflichtungen gegenüber den Kunden zu erfüllen. „Sollte es jedoch längerfristig beim niedrigen Zinsniveau bleiben, so könnte es sein, dass einige Unternehmen Hilfe brauchen“, schreiben die Analysten.

Die Lebensversicherer könnten bei der Finanzaufsicht BaFin regulatorische Entlastung beantragen oder den Staat auffordern, die Garantien für das Bestandsgeschäft zu senken. Vor der Wahl am kommenden Sonntag wird das zwar nach Einschätzung von A.M. Best nicht mehr diskutiert werden. „Die neue Regierung, wie immer diese zusammengesetzt sein mag, wird sich jedoch unter Umständen mit den deutschen Lebensversicherern über eine Lösung unterhalten müssen.“

A.M. Best rechnet in der Lebensversicherung mit einer weiteren Verschlechterung der versicherungstechnischen Ergebnisse, die in Extremfällen die Kapitalausstattung in Mitleidenschaft ziehen können.

Trotzdem erwartet das Unternehmen, dass die Ratings deutscher Versicherer kurzfristig stabil bleiben werden, da die von der Rating-Agentur beobachteten Gesellschaften über ein diversifiziertes Geschäft verfügen. „Diese Unternehmen sind in der Lage, das schlechte Ergebnis in der Lebensversicherung durch gesunde Gewinne in anderen Sparten auszugleichen“, so die Analysten.

Die Schaden- und Unfallversicherung werde keine überragenden, wohl aber gesunde Gewinnmargen abliefern. Die Sparte hat bei den Prämieneinnahmen im Jahr 2012 um 3,7 Prozent auf 58,7 Mrd. Euro zugelegt, nach einer Steigerung um 2,5 Prozent auf 56,6 Mrd. Euro in 2011. Die Zuwächse seien vor allem auf Prämienerhöhungen zurückzuführen, allen voran in der Kfz-Versicherung.

„Dank der Anhebung der Beiträge für Kfz-Haftpflichtversicherungen um bis zu 10 Prozent hat die Kfz-Sparte 2011 am meisten zum Wachstum der Schaden -und Unfallversicherungsbranche beigetragen“, schreiben die Experten. „Diese Erhöhungen konnten 2012 gehalten werden.“

Weitere Beitragserhöhungen in 2013 in der Kfz-Sparte wie auch eine weitere Verringerung der Schadenhäufigkeiten werden nach Einschätzung von A.M. Best die Profitabilität erhöhen. Die Analysten rechnen 2013 mit einer Schaden-/Kostenquote zwischen 102 und 104 Prozent der Beiträge nach 103 Prozent in 2012 und 107,4 Prozent in 2011.

Die Kfz-Versicherung steht aber auch vor etlichen Herausforderungen: So bereitet den Versicherern die im Oktober 2015 in Kraft tretende EU-Vorschrift zum Ecall Sorge. Eine technische Vorrichtung soll bei einem schweren Unfall dafür sorgen, dass automatisch ein Notruf ausgelöst wird. Die Versicherer fürchten, dass die Autohersteller das technische Equipment für freiwillige Notrufe nutzen, um Autos in ihre Werkstätten zu lotsen. Das würde für Versicherer teuer werden.

Zudem heizen Vergleichsportale wie Check24 den Wettbewerb in der Sparte weiter an.

Friederike Krieger

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