Allianz Leben setzt auf Allround-Strategie

Die erste Runde im Wettkampf um die Kunden der Riester-Rente ist für die Allianz Leben nach eigenen Angaben gut gelaufen. Auch in der zweiten will sie die Nase vorn haben. Sechs Wochen vor dem Start der staatlichen Förderung für die private Altersvorsorge hat das Stuttgarter Unternehmen bereits 200 000 Riester-Policen verkauft. Jetzt sitzt es in den Startlöchern, um auch bei der betrieblichen Altersvorsorge seine Position als Marktführer zu behaupten. Die Allianz Leben öffnet ihre hauseigene Altersversorgungskasse auch für Mitarbeiter anderer Firmen. Um Unternehmen und Versorgungswerke zu gewinnen, hat sie eine Beratungsgesellschaft gegründet.

„Bis 2010 erwarten wir in der betrieblichen Altersversorgung eine Verdoppelung des Marktvolumens. Als Marktführer möchten wir mindestens im gleichen Maße wachsen“, sagte Vorstandsmitglied Jürgen Eichelmann in Stuttgart. Er schätzt, dass die gesamten Deckungsmittel in der betrieblichen Altersversorgung, also das dafür angelegte Kapital, von 332 Mrd. Euro in 2000 bis zum Jahr 2010 auf 659 Mrd. Euro wachsen.

Davon bleibt ein bestimmter Anteil in den Unternehmen. Auf die externe Finanzierung über Finanzdienstleister – rückgedeckte Pensionszusage, Unterstützungskasse, Direktversicherung, Pensionskasse und Pensionsfonds – werden den Allianz-Schätzungen zufolge 469 Mrd. Euro entfallen. „Davon wollen wir einen Marktanteil von 15 Prozent“, sagte Eichelmann.

In der betrieblichen Altersversorgung hat die Allianz Leben bei den Direktversicherungen jetzt einen Marktanteil von 20 Prozent, ist aber bei anderen Formen wie den Pensionskassen mit vier Prozent deutlich schwächer. „Wir sehen unsere Stärke darin, dass wir ein Allround-Anbieter sind“, erklärte Eichelmann. Dazu gehören Spezialprodukte wie „Rentner-GmbHs“, die sich um Betriebsrentner kümmern, die durch Übernahmen zu Firmen gekommen sind.

Sobald die Rechtslage eindeutig geklärt ist, wird sie einen Pensionsfonds gründen. Das Interesse an diesem Durchführungsweg sei groß, erklärte Eichelmann. „Pensionsfonds haben fast eine mythische Bedeutung bekommen.“ Die Allianz Leben glaubt nicht, dass die Pensionsfonds wie vorgesehen am 1. Januar 2002 an den Start gehen können. Frühestens am 21. Dezember steht fest, wie die Rechtsverordnung aussehen wird. Dann steht die Verabschiedung im Bundesrat an.

„Selbst beim optimistischsten Szenario wird es keinen Anbieter geben, der vor dem zweiten Quartal nächsten Jahres auf dem Markt sein wird“, sagte Michael Hessling, der ab 2002 im Vorstand der Allianz Leben für das Firmenkundengeschäft verantwortlich sein wird.Euro

Hessling glaubt nicht, dass viele der bislang 200 000 gewonnenen Riester-Privatkunden ihre Verträge zu Gunsten einer betrieblichen Altersversorgung stornieren: „Arbeitnehmer können schließlich beides machen.“

Verkaufen will die Allianz Leben ihre Produkte mit Hilfe der Dresdner Bank, in deren Filialen Experten der Versicherung sitzen. Speziell für die Gewinnung von Konzernen, mittleren und großen Unternehmen sowie großen Versorgungswerken hat das Unternehmen die Allianz Dresdner Pension Consult GmbH gegründet. Ihre 40 Mitarbeiter stammen unter anderem aus der Allianz und der Dresdner Bank.

Zurzeit führe die Allianz Leben mit Arbeitgeberverbänden und Gewerkschaften Gespräche über tarifliche Lösungen für die betriebliche Altersversorgung, sagte Hessling. „Wir werden ab diesem Monat Verträge zeichnen.“ Bei den ersten Vereinbarungen über die Gründung eines Pensionsfonds hatte die Allianz Leben das Nachsehen. Die Tarifparteien der Chemieindustrie zogen die HypoVereinsbank vor. An dem Pensionsfonds der Telekom und der Gewerkschaft Verdi sind fünf Finanzdienstleister beteiligt, darunter die Allianz Leben, erklärte Hessling. Näher wollte er sich dazu nicht äußern.

Zitat:

„Bis zum Jahr 2010 erwarten wir eine Verdoppelung des Marktvolumens“ – Jürgen Eichelmann, Allianz.

Anja Krüger

Quelle: Financial Times Deutschland

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