Arbeitnehmervertreter setzen auf betriebliche Altersvorsorge
Zwei wichtige Schlachten haben die Gewerkschaften bei der Rentenreform verloren, trotzdem torpedieren sie ihre Umsetzung nicht. Denn Bundesarbeitsminister und Ex-Gewerkschaftsführer Walter Riester hat die Arbeitnehmervertreter mit der Stärkung der betrieblichen Altersvorsorge ins Boot geholt.
Zuerst kämpften die Gewerkschaften vergebens gegen die Kürzung der gesetzlichen Renten. Dann setzten sie sich ohne Erfolg für die Pflicht zur zusätzlichen Altersvorsorge ein. Hätte Riester die Zwangs-Zusatzvorsorge eingeführt, hätte er auch die Arbeitgeber an ihrer Finanzierung beteiligen müssen. Das Thema kommt aber wieder auf die Tagesordnung, sollte das Gros der Beschäftigten in den nächsten Jahren nicht mit dem Aufbau einer zusätzlichen Altersvorsorge beginnen.
Doch die Strategie, die Reform mittels Boykott scheitern zu lassen, liegt den Gewerkschaften fern. „Das wäre zynisch“, findet Heinz Putzhammer vom geschäftsführenden Bundesvorstand des Deutschen Gewerkschaftsbunds (DGB). Viele, insbesondere ältere Arbeitnehmer, würden bei einer Verzögerung wichtige Beitragsjahre verlieren.
Vor allem aber würden die Gewerkschaften mit einer Blockade-Haltung die Chance verstreichen lassen, verlorenes Terrain wiederzugewinnen. „Wir glauben, dass es zu einer Blüte der betrieblichen Altersvorsorge kommen wird“, sagt Putzhammer. Die Arbeitnehmer werden darüber günstigere Konditionen für die Altersvorsorge bekommen als bei Privatverträgen. „Es wird keinen großen Wirtschaftszweig geben, in dem es nicht zu Tarifvereinbarungen über die Altersvorsorge kommen wird.“ Die Angebote müssen in den Unternehmen an den Mann und die Frau gebracht werden. „Das ist für uns eine Gelegenheit, das Instrumentarium unserer Gewerkschaftsarbeit zu erweitern“, erklärt der DGB-Mann. Die klassische Tarifarbeit allein reicht schon längst nicht mehr für eine starke Verankerung in den Betrieben, seit Jahren verlieren die Gewerkschaften Mitglieder. Mit Dienstleistungsangeboten wollen sie den Trend umkehren. Das Thema betriebliche Altersvorsorge ist für sie ein guter Türöffner. Sie können damit ihre Service-Fähigkeit unter Beweis stellen.
Anja Krüger
Quelle: Financial Times Deutschland
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