Die Gothaer Versicherung hat als erster Anbieter vom Bundesaufsichtsamt für das Versicherungswesen (BAV) nach der Rentenreform die Genehmigung für den Betrieb einer Pensionskasse erhalten. Eine Reihe großer Unternehmen aus dem Einzelhandel habe sich bereits für die Pensionskasse der Gothaer entschieden, sagte Vorstand Martin Wagener. Genaue Angaben über die anvisierte Zahl der Verträge für die Pensionskasse wollte er nicht machen. „Wir erwarten Kundenzahlen im fünfstelligen Bereich.“
Die Gothaer setzt im Geschäft mit Rentenreformprodukten auf die betriebliche Altersvorsorge – nach einem schlappen Start beim Verkauf privater Riester-Policen. Die Zahl verkaufter Verträge läge im „knapp fünfstelligen Bereich“, sagte Wagener. In der betrieblichen Altersvorsorge will die Gothaer ihren Marktanteil von jetzt vier Prozent deutlich ausbauen und sich von Platz sechs der Hitliste der größten Anbieter vorarbeiten. „Wir peilen die Nummer drei an“, sagte Wagener. Marktführer sind die Allianz und die Ergo-Gruppe mit geschätzten Marktanteilen von 25 und 10 Prozent.
„Der Markt der betrieblichen Altersvorsorge wird schnell aufgeteilt“, glaubt Wagener. Die frühe Genehmigung durch das BAV ist durchaus ein Wettbewerbsvorteil. Manche Konkurrenten sind allerdings schon längst mit Pensionskassen auf dem Markt. Von den knapp 140 bereits vor der Rentenreform existierenden Einrichtungen haben sich einige für andere Unternehmen geöffnet. Die Allianz bietet zum Beispiel Firmenkunden bereits seit November ihre hausinterne Altersversorgungskasse an.
Pensionskassen gehören mit Direktversicherungen und Pensionsfonds zu den Formen der betrieblichen Altersvorsorge, die nach der Rentenreform vom Staat gefördert werden. Direktversicherungen sind Lebensversicherungen, die der Arbeitgeber für einen Beschäftigten abschließt. Pensionskassen und Pensionsfonds gehören einem oder mehreren Unternehmen.
Pensionsfonds sind die neuen Hoffnungsträger in der betrieblichen Altersvorsorge. Denn sie können unbegrenzt in Aktien investieren und möglicherweise eine größere Rendite erzielen als Pensionskassen, die nur 35 Prozent ihres Geldes in Aktien anlegen dürfen. Auch die Gothaer wird einen eigenen Pensionsfonds auflegen. „Wir werden Arbeitnehmern aber empfehlen, die Pensionskasse zu nutzen“, sagte Wagener. Denn die Kosten für die Unterhaltung der Pensionsfonds sind höher, weil der Betreiber für sie Beiträge an den Pensionssicherungsverein zahlen muss.
In der vergangenen Woche hatte das BAV mit dem Pensionsfonds Chemie, einer 100-prozentigen Tochter der HypoVereinsbank, den ersten Pensionsfonds zum Geschäftsbetrieb zugelassen. Dem Bundesaufsichtsamt liegen weitere 26 Anträge zur Genehmigung eines Pensionsfonds und 24 Anträge für Pensionskassen vor.
Anja Krüger
Quelle: Financial Times Deutschland
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