Beziehungen seit 11. September gestört · Industrie lehnt eine zeitliche Begrenzung der Staatsdeckung ab
Die Industrie begrüßt die von der Bundesregierung in Aussicht gestellte Staatsdeckung bei Terrorschäden. Eine in Berlin erwogene zeitliche Befristung auf drei Jahre lehnt sie aber ab. „Die Risiken werden nicht umsonst vom Staat übernommen“, sagte der Vorsitzende des Deutschen Versicherungs-Schutzverbandes (DVS) Ralf Oelssner. „Es macht keinen Sinn, die Deckung zu begrenzen.“ Der DVS ist die Interessenvertretung von Industrie und Gemeinden in Versicherungsfragen.
Nach dem 11. September hat das Verhältnis zwischen der Wirtschaft und der Assekuranz arg gelitten, sagte DVS-Geschäftsführer Günter Schlicht. „In der klassischen Kundenbeziehung der Industrieversicherung ist es sicher nicht übertrieben, von einer Beziehungskrise zu sprechen.“
Über Jahre waren die Preise für Industriedeckungen im Keller. Angesichts guter Geschäfte mit Privatkunden und boomender Kapitalmärkte störte das die Versicherer wenig.
In der ersten Hälfte 2001 begann die Assekuranz mit einer vorsichtigen Sanierung. Nach dem 11. September verärgerte sie ihre Industriekunden mit harschen Methoden. Die Versicherer gaben keine Angebote mehr ab oder zogen sie zurück und erhöhten die Preise drastisch. „Es war nicht klar, was 11. September und was Sanierung war und es drängte sich der Eindruck auf, dass der 11. September als Vehikel für die Sanierung eingesetzt wurde“, sagte Schlicht.
Besonders verbittert die Industriekunden, dass der Wettbewerb zwischen den Versicherern nahezu außer Kraft gesetzt wurde. „Es war praktisch unmöglich, Wettbewerber für ein Neugeschäft zu interessieren, wenn der besitzende Versicherer bereits mit seinen Forderungen vorstellig geworden war“, sagte Schlicht.
All das habe bei der Wirtschaft tiefe Wunden geschlagen. Den Versicherern kann das nicht gleichgültig sein. Denn sie brauchen die Industrie für das zukunftsträchtige Geschäftsfeld mit der betrieblichen Altersvorsorge. Von verstimmten Kunden werden sie keine Verträge bekommen. Schlicht betonte denn auch: „Wir empfehlen unseren Mitgliedern, die betriebliche Altersvorsorge als Hebel einzusetzen.“
Zitat:
„Industrie und Versicherer haben eine Beziehungskrise“ – Günter Schlicht, DVS.
Anja Krüger
Quelle: Financial Times Deutschland
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