Profi aus Bermuda wickelt Gerling Rück ab Spezialunternehmen Castlewood Holdings für Problemmarkt USA angeheuert “ Namensänderung wird vorbereitet.
Von Herbert Fromme, Köln Die bisher größte Abwicklung einer Rückversicherungsgruppe in der Assekuranz-geschichte nimmt Gestalt an. Der Gerling-Konzern hat nach FTD-Informationen das Spezialunternehmen Castlewood Holdings damit beauftragt, die Abwicklung – im Fachjargon Run-off – des hoch defizitären US-Geschäfts der Gerling Globale Rück (GGR) zusammen mit GGR-Mitarbeitern von New York aus umzusetzen. Aus den USA stammten zuletzt 36 Prozent der GGR-Prämien von 5,9 Mrd. Euro.
Achim Kann, der über seine Firma Lago Achte die GGR am 1. Januar 2003 übernommen hat und jetzt Vorstandsvorsitzender ist, bestätigte die Vereinbarung mit Castlewood. Sie sei bereits im vergangenen Dezember abgeschlossen worden. Wahrscheinlich wird das Unternehmen mit Sitz in Bermuda auch die Abwicklung des GGR-Geschäfts im Bereich Asien/Pazifik übernehmen und den Run-off in London unterstützen. Im Rest Europas wickelt die GGR selbst ab.
Die GGR hat – wie alle Rückversicherer – sehr lang laufende Verträge mit ihren Kunden, den Erstversicherern, durch die sie sich gegen Groß-und Katastrophenschäden schützen. Achim Kann und Castlewood versuchen, die Jahrzehnte dauernde Abwicklung durch so genannte Kommutationen zu beschleunigen. Dabei bieten sie den Kunden an, Verträge mit langen Haftungszeiten – zum Beispiel in der Produkt-oder Autohaftung – gegen Zahlung eines Teils der Schadenreserven aufzulösen. Mehr als 40 Castlewood-Mitarbeiter haben inzwischen die Arbeit am GGR-Run-off aufgenommen.
Castlewood Holdings war im November 2001 gegründet worden und ist spezialisiert auf die Übernahme von Not leidenden Rückversicherern oder Geschäftsteilen sowie ihre Abwicklung. Anteilseigner sind zu je einem Drittel Marsh & McLennan, der weltgrößte Versicherungsmakler, die Enstar-Gruppe des Finanziers Christopher Flowers und das Castlewood-Management.
Flowers bietet zurzeit für die Bankgesellschaft Berlin und hat auch schon einmal Interesse am Gerling-Konzern bekundet, der als Ganzes von seinen beiden Aktionären Rolf Gerling (65,5 Prozent) und Deutsche Bank (34,5 Prozent) auf Drängen des Geldhauses zum Verkauf angeboten wird. Unter anderem verhandeln sie mit dem HDI, aber auch mit Interessenten aus Industrie und Finanzgruppen.
Nicht kommentieren wollte Kann Informationen der FTD, nach denen der Name der Gerling Globale Rück so schnell wie möglich geändert werden soll. Das geschieht vor allem auf Wunsch des Gerling-Konzerns, der so die Verbindung zum kränkelnden Rückversicherer kappen will. Im Gespräch ist jetzt der Name Gereon International Re.
Die existenzbedrohenden Probleme des Gerling-Konzerns entspringen zum großen Teil den hohen Verlusten, die der Rückversicherungsbereich vor allem in den USA eingefahren hat. Nach dem der Versuch, die GGR zu verkaufen, im Oktober gescheitert war, entschloss sich der Konzern dazu, das Neugeschäft im Hauptbereich Schaden-und Unfall-Rückversicherung sofort einzustellen und die bestehenden Verträge abzuwickeln.
Das Lebens-Rückgeschäft, das rund 25 Prozent der Rück-BeiträgeEuro ausmacht, soll verkauft werden. Die Übergabe der GGR an die Lago Achte für einen künftig zu zahlenden, gewinnabhängigen Kaufpreis von mindestens 200 Mio. Euro Eurosoll für den Konzern die Trennung vom Rück-Geschäft perfekt machen und so die Chancen für den Verkauf der restlichen Gerling-Gruppe erhöhen.
Dem Deal müssen die staatlichen Versicherungsaufseher in den USA, Großbritannien und Deutschland noch zustimmen. Das Gerling-Management erwartet einen positiven Bescheid, weil die hohen Verluste der GGR 2001 und 2002 von zusammen rund 1 Mrd. Euro nach Steuern zumindest teilweise aus der Stärkung der Rückstellungen und damit der künftigen Befriedigung von Kundenansprüchen stammten.
Quelle: Financial Times Deutschland
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