Altersversorgung gilt als personalintensiv

Vorsorge-Experten haben derzeit gute Chancen in der Versicherungswirtschaft “ Einstieg über Vertrieb ist populär

Von Anja Krüger Das Geschäft mit der Absicherung für den Lebensabend wird künftig boomen. Darin sind sich Experten einig. Die Altersvorsorge bietet daher gute Möglichkeiten für einen Einstieg in die Versicherungsbranche. „Für Bewerber ist der Altersvorsorgemarkt interessant, denn das Geschäftsfeld expandiert“, sagt Alexander Gebauer, Personalleiter bei der Allianz Leben in Stuttgart.

Der Staat fördert den Aufbau einer privaten Altersvorsorge mit Zulagen. Außerdem hat jeder Beschäftigte seit dem vergangenen Jahr einen Rechtsanspruch auf eine betriebliche Altersversorgung.

Das Geschäft ist personalintensiv. Vor allem die Produkte für die betriebliche Altersversorgung sind sehr kompliziert. Entsprechend aufwändig sind Produktentwicklung und Kundenberatung. Die Allianz hat für diese Aufgaben eigens eine Beratungsgesellschaft gegründet, in der rund 90 Mitarbeiter tätig sind.

Bei den Versicherern gefragt sind Mathematiker, Juristen, Betriebs-und Volkswirte, aber auch Naturwissenschaftler und zum Teil Sozialwissenschaftler. An drei Berufsakademien und in speziellen Studiengängen können sich Ehrgeizige auf einen Aufstieg in der Versicherungswirtschaft vorbereiten.

Voraussetzung für den Einstieg ist das indes nicht. Wer bei der Allianz Leben einsteigen will, braucht zwar herausragende Zeugnisse und Diplome. „Aber Hochschulabgänger müssen keine spezifischen Kenntnisse im Versicherungsbereich vorweisen“, so Gebauer. Den Feinschliff der Mitarbeiter besorgt das Unternehmen selbst. Pessimisten haben allerdings ebenso wenig eine Chance wie Einzelkämpfer. „Bewerber müssen eine positive Einstellung haben, belastbar, einsatzbereit und teamfähig sein“, sagt Experte Gebauer.

Der Führungsnachwuchs kommt von der Universität zur Allianz und übernimmt direkt Fachaufgaben – etwa in der Altersvorsorge – oder absolviert ein spezielles Assistenten-Programm. „Im Geschäftsfeld Altersvorsorge haben Mitarbeiter zudem gute internationale Perspektiven“, berichtet Gebauer. Denn der Altersvorsorgemarkt boomt auch im asiatisch-pazifischen Raum und in Osteuropa.

Wer an dem Assistentenprogramm teilnimmt, wird einem Mitglied der Geschäftsleitung zugeordnet und in 18 Monaten auf eine Führungsaufgabe vorbereitet. Viele Assistenten gehen für einige Monate in den Außendienst, um den Verkauf von der Pike auf zu lernen. Auch der künftige Vorstandsvorsitzende der Allianz, Michael Diekmann, hat seine Karriere so begonnen. Erfahrungen an der Außendienstfront beschleunigen den Aufstieg im Unternehmen. Denn ob im edlen Vorstandsbüro oder im Wohnzimmer des Kunden – letztlich geht es um den Verkauf von Policen. Und das ist ein knallhartes Geschäft.

Vertrieb als Einflugschneise

Am leichtesten ist der Einstieg in ein Versicherungsunternehmen im Verkauf. Auch hier gibt es Aufstiegsmöglichkeiten. Manche Agenturen haben bis zu 40 Mitarbeiter, Führungsaufgaben sind im Außendienst gefragt. Außerdem gibt es im Vertrieb mehrere Managementebenen. Von dort aus ist auch der Wechsel auf eine höhere Karriereleiter im Innendienst möglich.

Nicht nur der Marktführer Allianz, viele Versicherer unterhalten solche oder ähnliche Programme. Auch die Gothaer fördert ihren Nachwuchs gezielt. Das Unternehmen wendet sich an die so genannten Young Professionals, Leute mit zwei bis drei Jahren Berufserfahrung. „Wir wollen von den Guten die Netten und Toughen, also die Leistungsorientierten mit hoher Sozialkompetenz“, sagt Klaus Schöneberger, Leiter der Personalentwicklung.

Zurzeit läuft das Programm bei der Gothaer mit 19 Jungmanagern, ein weiteres mit 15 Teilnehmern ist geplant. Wer bereits Erfahrungen aus der betrieblichen Altersversorgung mitbringt, hat hier gute Karten. Denn die Gothaer wollte und will auch für diesen Bereich einen Young Professional einstellen, konnte bislang aber keinen mit entsprechenden Kenntnissen finden.

Außer bei den Versicherungsgesellschaften sorgt der Boom in der Altersvorsorge auch für steigenden Personalbedarf bei den Maklern. Sie sind unabhängig von den Anbietern und werden im Auftrag der Kunden tätig, für die sie nach geeigneten Produkten suchen.

Auch Finanzvertriebe, die meist für mehrere Gesellschaften Policen verkaufen und von den Provisionen leben, brauchen mehr Leute. So hat AWD aus Hannover – einst als Drückerkolonne gebrandmarkt, mittlerweile aber im M-Dax gelistet – eine Mannschaft mit bislang 221 Beratern aufgestellt, die sich um das Geschäft mit der betrieblichen Altersvorsorge kümmern soll. „Der Personalbedarf wird stark steigen, wenn der Bereich so expandiert wie erhofft“, heißt es.

Den Nachwuchs für das mittlere Management versucht AWD mit Förderprogrammen heranzuziehen. So sponsort das Unternehmen an der privaten Hochschule Paderborn einen Studiengang zum Diplom-Kaufmann und vergibt Stipendien. Die Studenten verpflichten sich im Gegenzug, für zwei Jahre nach dem Abschluss bei AWD zu arbeiten – meist als Leiter von Vertriebseinheiten.

Quelle: Financial Times Deutschland

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