Zukäufe helfen bei Wachstumsplan “ Finanzvertrieb nimmt drohende Klage gelassen
Der Vorstandschef des Allgemeinen Wirtschaftsdiensts (AWD), Carsten Maschmeyer, hat nach den Zukäufen der vergangenen Monate für 2003 internes Wachstum angekündigt. „Wir sind nicht auf Brautschau“, sagte er bei der Vorlage der Zahlen für 2002 am Freitag in Hannover. Das Unternehmen und er persönlich konzentrierten sich in diesem Jahr auf Ertragswachstum, sagte Maschmeyer. „Das ist wie beim Fußball: Wenn der Trainer mit der Mannschaft trainiert, hat er Erfolg. Wenn er über die Dörfer tingelt, nicht.“ Der Umsatz soll in 2003 um 15 bis 20 Prozent auf mindestens 530 Mio. Euro steigen und das Ergebnis vor Zinsen und Steuern mindestens 45 Mio. Euro erreichen, nach 13,2 Mio. Euro in 2002. Im ersten Quartal 2003 wuchsen Umsatz und Ertrag jeweils um 15 Prozent.
AWD verkauft Produkte anderer Unternehmen und lebt von den Provisionen. „Wir sind im Moment sehr froh, dass wir nicht die Sorgen eines Herstellers haben“, sagte Maschmeyer. Die Assekuranz leidet unter der Kapitalmarktkrise. Die Kunden verlören immer stärker das Vertrauen zu den Versicherern, sagte Maschmeyer. „Nicht nur bei Firmen, auch bei Privatleuten gibt es einen großen Investitionsstau.“ Die Kunden seien preisbewusster und wünschten Beratung von unabhängigen Finanzdienstleistern: „Wir können Rezessionsgewinner sein“, sagte Maschmeyer. Nach Zukäufen etwa von Tecis in Deutschland, zudem in Osteuropa und Großbritannien sowie dem Aufbau einer eigenen Marktpräsenz in Italien ist der Überschuss in 2002 um 61 Prozent auf 16,9 Mio. Euro gesunken. Weitere Expansionen plant AWD zurzeit nicht, sagte Maschmeyer. Falls jedoch eine Perle vorbei schwimme, werde man sie sich sicher genau anschauen, schränkte er ein.
AWD steigerte den Umsatz in 2002 um 20,4 Prozent auf 463,3 Mio. Euro. Der größte Teil stammt aus der Vermittlung fondsgebundener Policen, deren Anteil in 2002 um zwei Prozent auf 36 Prozent stieg. Das Riester-Geschäft ist mit weniger als 10 000 verkauften Verträgen an AWD vorbeigegangen. Der Umsatz bei der betrieblichen Altersversorgung hat sich auf 20 Mio. Euro verdoppelt. Die Aktie stieg um gut drei Prozent auf 11 Euro.
Gelassen reagierte der Konzern auf die Ankündigung des ehemaligen Bundesinnenministers Gerhard Baum, Klagen von 200 Anlegern wegen mangelhafter Beratung beim Verkauf von Anteilen des umstrittenen Dreiländerfonds vorzubereiten. „Ich glaube, dass Anwälte Medien instrumentalisieren, um Kunden zu gewinnen“, sagte Finanzvorstand Ralf Brammer. AWD hat an 14 000 Kunden Anteile des Immobilienfonds verkauft. Laut Brammer haben bislang 50 AWD-Kunden Ansprüche in Höhe von zurzeit 2,9 Mio. Euro vor Gericht angemeldet. „Es gibt nicht ein einziges rechtskräftiges Urteil gegen uns, aber vier Entscheidungen für uns“, sagte Brammer. Für außergerichtliche Einigungen mit Kunden habe AWD weniger als 1 Mio. Euro gezahlt.
Bild(er):
AWD-Chef Carsten Maschmeyer hat konkrete Wachstumsziele – Rolf Braun.
Anja Krüger
Quelle: Financial Times Deutschland
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