Autoversicherer will Lebens-und Krankengeschäft stärken · FTD-Interview mit Konzernchef Rolf-Peter Hoenen
Von Anja Krüger und Herbert Fromme, Köln Der Versicherungskonzern HUK-Coburg hält eine Neuauflage des Preiskampfs in der Autoversicherung für möglich. „Das hängt von der Entwicklung am Kapitalmarkt ab“, sagte Vorstandschef Rolf-Peter Hoenen im Gespräch mit der FTD. Wenn Versicherer auf Ausgleichsmöglichkeiten aus Aktiengewinnen hoffen könnten, seien manche wieder bereit, bei den Preisen nachzugeben.
Das will Hoenen nicht mitmachen. „In der Autoversicherung geht es uns nicht um Marktanteil um jeden Preis“, sagte er. „Deshalb haben wir uns auch nicht an dieser Preisschleuderei beteiligt, die Mitte der 90er Jahre losgetreten wurde.“
Jedoch hat der Verzicht auf einen Preiskampf auch eine Schmerzgrenze: Seine strategisch wichtige Marktposition will Hoenen nicht aufgeben. Der Versicherungsverein ist die Nummer zwei im Markt, nach der Allianz. Im ersten Halbjahr hat er den Marktanteil bei den Pkw von 14,0 auf 14,3 Prozent ausgebaut, bei den Motorrädern ist er mit 20 Prozent Marktführer. Die HUK-Coburg versichert jetzt 6,9 Millionen Fahrzeuge.
„Im kommenden Jahr wollen wir die sieben Millionen schaffen“, sagte Hoenen. Die Allianz kommt auf knapp neun Millionen. „Weil die Zahl der Fahrzeuge nur noch um ein Prozent jährlich wächst, handelt es sich um einen reinen Verdrängungswettbewerb.“
Für eine mögliche neue Konkurrenzschlacht in der Autoversicherung hält Hoenen die HUK-Coburg für gut gerüstet. Er verweist auf seinen preiswerten Vertrieb und sein ausgefeiltes Schadenmanagement.
Ursprünglich gehörten nur Angehörige des öffentlichen Dienstes zur Zielgruppe. Inzwischen hat das Unternehmen eine Tochter, die allen Kunden offen steht.
Im Vertrieb verfolgt HUK-Coburg ein extrem billiges Konzept: 5000 so genannte Vertrauensleute verkaufen nebenberuflich Policen zu niedrigen Provisionen. Rund 400 besonders erfolgreiche Vertrauensleute betreiben inzwischen hauptberuflich Kundendienstbüros. Außerdem unterhält die HUK-Coburg 39 Geschäftsstellen. Dazu kommt der im Oktober 2000 gestartete Internetversicherer HUK24, der ab 2006 schwarze Zahlen schreiben soll und bis heute 260 000 Verträge verkauft hat, davon 150 000 Autopolicen.
Neben den Vertriebskosten sind die Schäden die zweite zentrale Stellschraube für Hoenen. Seit 2002 bietet die HUK-Coburg ihren Kunden in der Autoversicherung die komplette Abwicklung von Schäden an – der Wagen wird abgeholt und repariert zurückgeliefert, der Kunde bekommt einen Mietwagen.
„Wir kommen auf Einsparungen bis zu 25 Prozent des Schadenaufwands, unter anderem durch günstigere Konditionen bei Mietwagen“, sagte Hoenen. „Unser Ziel ist, zehn Prozent der jährlichen Kraftfahrtschäden selbst abzuwickeln. Wir sind im Augenblick bei fünf Prozent.“
Neben der Autoversicherung ist die HUK-Coburg mit 765 000 Gebäude-und 1,65 Millionen Hausratspolicen auch in anderen Sachsparten stark. Defizite räumt der Konzernchef beim Vertrieb des gruppeneigenen Lebensversicherers ein. „Dass der Kunde eine Autoversicherung braucht, ist selbstverständlich, da kommt er zu uns. Das ist bei der Altersvorsorge und der Krankenversicherung anders“, sagte er.
Hier fehlt der HUK-Coburg die Zusammenarbeit mit Maklern, die vor allem in der betrieblichen Altersversorgung wichtig sind. Mit 130 neuen Spezialisten für Anlageberatung will das Unternehmen seine Defizite in der Kundenberatung schließen.
Hoenen schließt auch Zukäufe oder Fusionen nicht aus, um im Vertrieb in der Lebens-und Krankenversicherung stärker zu werden. „Dabei würde es aber nicht darum gehen, Prämie zu kaufen, sondern Vertriebskompetenz.“ Ein „schöner Partner“ sei etwa die Debeka-Gruppe in Koblenz. „Aber wir sind beide so stark, dass wir alleine im Markt bestehen“, sagte Hoenen. Zurzeit führe die HUK-Coburg keine Gespräche über mögliche Zukäufe oder Fusionen.
Die Gruppe verfolge das strategische Ziel, im kirchlichen Bereich stärker Fuß zu fassen, sagte Hoenen. Aus diesem Grund hatte die HUK-Coburg im vergangenen Jahr die vor dem Zusammenbruch stehende Familienfürsorge aufgefangen, die auf Pfarrer und Kirchenmitarbeiter spezialisiert ist.
„Außerdem konnten wir durch unser Engagement das Eindringen von Mitbewerbern in diesen Bereich verhindern.“ Die Familienfürsorge sei mittlerweile komplett saniert, sagte Hoenen der FTD.
Zitat:
„Es geht uns nicht um Marktanteil um jeden Preis“ – Rolf-Peter Hoenen, Chef HUK-Coburg
Bild(er):
HUK-Coburg-Chef Rolf-Peter Hoenen im FTD-Interview – Jardai/modusphoto.com.
Quelle: Financial Times Deutschland
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