Gesellschaften erwarten Beschuldigungsschreiben innerhalb weniger Wochen · Hinweise ursprünglich von Makler und Vertreterin
Von Herbert Fromme, Köln Das Bundeskartellamt prüft zurzeit Verfahren gegen weitere Versicherungsunternehmen wegen des Verdachts der illegalen Preisabsprache. Versicherungskreise rechnen fest damit, dass in wenigen Wochen die Beschuldigungsschreiben auf dem Tisch liegen. Betroffen könnten diesmal auch führende öffentliche Versicherer sein, hieß es.
Bisher hat das Amt Verfahren gegen Allianz, AMB Generali, Axa, Gerling, Gothaer, HDI und die Münchener-Rück-Tochter Victoria eingeleitet. Es wirft ihnen vor, in der Industrie-und Gewerbeversicherung durch illegale Absprachen die Preise künstlich in die Höhe getrieben zu haben.
Die Assekuranz wehrt sich nur mäßig gegen die Vorwürfe. Allianz-Vorstand Reiner Hagemann sagte der „Wirtschaftswoche“ im Juli 2003: „Ich kann nicht ausschließen, dass sich am Ende herausstellt, dass auch bei uns teilweise gegen geltendes Recht verstoßen wurde.“ Offenbar wollen die Gesellschaften die Verfahren schnell beendet sehen. Sie setzen auf Milde des Amtes bei der Höhe der möglichen Bußgelder, weil sie in der Industrieversicherung trotz der behaupteten Preisabsprachen jahrelang hohe Defizite einfuhren.
Die Verfahren beruhen auf Material, dass die Ermittler des Kartellamts bei Hausdurchsuchungen am 24. Juli 2002 in 13 Büros von neun Gesellschaften fanden. Hinweise für ein abgestimmtes Verhalten der Assekuranz kamen vor den Durchsuchungen unter anderem von dem Makler Gero Knott aus Homburg im Saarland und von einer früheren Generalagentin der Gothaer Versicherungsgruppe. Beide werden in Beschuldigungsschreiben vom Kartellamt als Zeugen genannt.
Knott ist nach eigenen Angaben vor allem für Unternehmen zwischen 250 und 750 Mitarbeitern als Makler tätig. Er bestätigte, dass er mit dem Kartellamt gesprochen und ihm Dokumente übergeben habe. „Man konnte Angebote anfordern wie man wollte, die Versicherer gaben alle die selbe Antwort in Bezug auf Preise und Bedingungen“, sagte Knott der FTD. „Das ist kein Markt mehr.“
In der Assekuranz war nach den Durchsuchungen Mitte 2002 vermutet worden, dass der Düsseldorfer ThyssenKrupp-Konzern der entscheidende Tippgeber des Kartellamts war. Das könne man aus der Natur der angeforderten Akten erkennen, sagten damals mehrere betroffene Vorstände. ThyssenKrupp bestreitet das.
Quelle: Financial Times Deutschland
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