Kosmetische Operationen werden immer populärer · Der Markt ist unübersichtlich
Schönheitsoperationen sind längst kein Privileg mehr der Stars und Sternchen. Auch immer mehr Geschäftsleute setzen auf besseres Aussehen als Erfolgsfaktor. Der Markt für kosmetische Eingriffe wächst, ist aber unübersichtlich. Niemand weiß, wie viele Menschen sich jedes Jahr für die Schönheit unters Messer legen, denn kosmetische Operationen sind nicht meldepflichtig. Experten gehen davon aus, dass in Deutschland in diesem Jahr etwa eine halbe Million Eingriffe erfolgen werden, Tendenz steigend. Die Schätzungen über den Anteil verunglückter Eingriffe liegen zwischen einem und zehn Prozent.
Neben hoch qualifizierten Fachärzten tummeln sich auf dem Markt auch schwarze Schafe. Der Beruf des Schönheitschirurgen ist nicht geschützt, jeder Hausarzt darf Nasenkorrekturen vornehmen. Wer der Natur mit dem Skalpell nachhelfen lassen will, muss deshalb bei der Suche nach einem Mediziner strenge Maßstäbe anlegen. „Ein Operateur sollte eine sechsjährige Weiterbildung zum Facharzt für plastische Chirurgie absolviert und mindestens vier Jahre Fortbildung haben“, rät der Präsident der Vereinigung der Deutschen Plastischen Chirurgen, Klaus Exner. Die etwa 110 Mitglieder seines Verbands, die auf ästhetische Chirurgie spezialisiert sind, haben sich in einer eigenen Organisation zusammengeschlossen, der Vereinigung der Deutschen Ästhetisch-Plastischen Chirurgen. Sie hilft bei der Suche nach einem qualifizierten Mediziner.
Eine Facelifting kostet zwischen 4100 Euro und 6200 Euro, eine Fettabsaugung zwischen 2500 Euro und 3600 Euro. Faltenunterspritzungen sind schon für 420 Euro bis 920 Euro zu haben. Etwa ein Drittel aller schönheitschirurgischer Korrekturen werden in den Praxen niedergelassener Ärzte, zwei Drittel in Kliniken vorgenommen. Das Fettabsaugen etwa kann ambulant erfolgen, weil dafür nur eine lokale Betäubung erforderlich ist. Das ist bei großen Operationen wie einem Facelifting nicht möglich.
Marktführer in der Branche ist die 2001 gegründete Klinikkette Medical One. „Es ist sinnvoll, im Bereich der plastischen Chirurgie als Marke aufzutreten“, sagt Vorstand Helge Lewerenz. Die Aktiengesellschaft beschäftigt bundesweit 120 Mitarbeiter und unterhält sechs Kliniken sowie vier Beratungszentren. Im vergangenen Jahr nahmen die Fachärzte 3500 Eingriffe vor, nach 2200 Operationen in 2002. „Wir haben unseren Umsatz verdoppelt“, berichtet Lewerenz. Umsatzzahlen gibt das Unternehmen nicht heraus. Auch in diesem Jahr will Medical One zweistellig wachsen.
Lewerenz schätzt, dass der deutsche Markt für Schönheitsoperationen ein Volumen von 300 bis 400 Mio. Euro im Jahr hat. „In den vergangenen fünf Jahren gab es Wachstumsraten von 10 bis 15 Prozent“, sagt er. In 2003 allerdings war der Markt nach Lewerenz Beobachtungen auf Grund der allgemeinen Wirtschaftslage leicht rückläufig.
Trotzdem kann die Branche mit Optimismus in die Zukunft blicken. Denn das Kundenpotenzial wächst und wächst. Immer mehr Menschen glauben, dass sie mit einer Schönheitskorrektur auch ihren Erfolg im Beruf steigern können – nicht nur Frauen. Fettabsaugen oder Faceliftings werden zunehmend von Männern nachgefragt. „Der Anteil der Männer bei Schönheitsoperationen steigt“, sagt Lewerenz. Im vergangenen Jahr wurden 15 Prozent der Eingriffe in Medical-One-Kliniken an Männern vorgenommen. In diesem Jahr werden es voraussichtlich 20 Prozent sein.
Anja Krüger
Quelle: Financial Times Deutschland
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