Krankenkassen suchen Partner in Nachbarländern · Bessere Notfallversorgung
Gesetzlich versicherte Patienten können sich kaum in europäischen Nachbarländern behandeln lassen – selbst wenn der Weg zum Krankenhaus jenseits der Grenze viel kürzer ist als der zum nächsten deutschen. Im Länderdreieck Deutschland-Niederlande-Belgien wollen Krankenkassen die unsichtbaren Schlagbäume einreißen.
„Der Grenzbereich ist für uns ganz spannend, auch was die Einkaufspolitik der Zukunft betrifft“, sagte Wilfried Jacobs, Vorstandsvorsitzender der AOK Rheinland, beim European Health Care Congress in Düsseldorf. Die AOK Rheinland hat wie viele andere Krankenkassen einen Vertrag mit der Internetapotheke DocMorris, die in den Niederlanden sitzt. Sie gewährt Rabatte auf rezeptpflichtige Medikamente. Deutsche Apotheken dürfen das nicht.
Für die Gesundheitsversorgung in den Grenzgebieten haben die AOK Rheinland und andere Kassen mit niederländischen und belgischen Krankenkassen Verträge geschlossen. Die Kosten für die medizinische Behandlung eines Patienten aus dem Nachbarland rechnen Ärzte oder Kliniken mit der Krankenkasse im eigenen Land ab, die sich das Geld von ihrem Vertragspartner holt.
So hat die AOK Rheinland mit der CZ Groep, dem Marktführer unter den niederländischen Krankenkassen, im Jahr 2000 das Projekt „Gesundheitscard international“ aufgelegt. Versicherte beider Vertragspartner können mit dieser Karte Leistungen von Kliniken, niedergelassenen Ärzten und Apotheken dies- und jenseits der Grenze in Anspruch nehmen. „Bis jetzt wurden 18 500 Karten für niederländische Versicherte und 3800 Karten für AOK-Versicherte ausgegeben“, sagte Jacobs. Die Nachfrage ist bei niederländischen Patienten größer, weil sie in ihrer Heimat lange Wartezeiten in Kauf nehmen müssen. Für die Behandlung von Versicherten im Urlaub hat die AOK Rheinland mit 14 Kliniken entlang der belgischen und holländischen Küste Verträge abgeschlossen.
Weitere Projekte zielen darauf, den Patienten unnötig lange Wege zu ersparen und die Notfallversorgung zu verbessern. Deutsche Krebspatienten können zur Strahlentherapie in die Universitätsklinik Nijmwegen, wenn sie für sie besser zu erreichen ist als ein deutsches Krankenhaus. Die Universitätsklinik Nijmwegen und die Feuerwehr Duisburg erproben den gemeinsamen Einsatz von Rettungshubschraubern. Schwerverletzte Unfallopfer werden unabhängig von der Grenze in das nächstgelegene Krankenhaus gebracht – was in anderen Regionen bislang nicht der Fall ist.
Anja Krüger
Quelle: Financial Times Deutschland
Dieser Beitrag ist nur für Premium-Abonnenten vom Versicherungsmonitor persönlich bestimmt. Das Weiterleiten der Inhalte – auch an Kollegen – ist nicht gestattet. Bitte bedenken Sie: Mit einer von uns nicht autorisierten Weitergabe brechen Sie nicht nur das Gesetz, sondern sehr wahrscheinlich auch Compliance-Vorschriften Ihres Unternehmens.
Diskutieren Sie mit
Kommentare sind unseren Abonnenten vorbehalten. Bitte melden Sie sich an oder erwerben Sie hier ein Abo