Versicherer erwarten geringes Wachstum

Assekuranz rechnet 2005 mit Beitragsplus von knapp zwei Prozent · Bei Autoversicherung Rückgang möglich

Die deutsche Versicherungswirtschaft stellt sich auf schwächeres Wachstum ein. Für die Branche insgesamt sei ein Plus der Beitragseinnahmen von knapp zwei Prozent realistisch, sagte Bernhard Schareck, Präsident des Gesamtverbandes der Deutschen Versicherungswirtschaft (GDV), gestern in Berlin. Verantwortlich sei die trübe Wirtschaftslage.

Damit sind die guten Jahre in der Branche offenbar vorerst vorüber. 2004 hatten die Beitragseinnahmen der 455 GDV-Mitgliedsunternehmen noch um 2,9 Prozent auf 152,3 Mrd. Euro zugelegt, 2003 sogar um 5,5 Prozent.

Vor allem in der Autoversicherung erwartet die Assekuranz für 2005 gebremstes Wachstum, „wenn nicht sogar einen Rückgang“, sagte Edmund Schwake, Vorsitzender des GDV-Ausschusses Schaden- und Unfallversicherung. 2004 waren die Beitragseinnahmen hier um 0,5 Prozent auf 22,4 Mrd. Euro gestiegen. Die Unternehmen erzielten einen versicherungstechnischen Gewinn von 1,1 Mrd. Euro nach 900 Mio. Euro.

Auch insgesamt haben die Versicherer in der Schaden- und Unfallversicherung 2004 sehr gut verdient. Die Ausgaben für Schäden gingen erneut zurück. Die Schaden-Kosten-Quote nach Abwicklung – die Ausgaben für Schäden und Kosten im Verhältnis zu den Beitragseinnahmen – verbesserte sich um zwei Prozentpunkte auf 91 Prozent. Der versicherungstechnische Gewinn stieg von 3,8 Mrd. Euro auf rund 5 Mrd. Euro.

„Die letzten beiden Geschäftsjahre haben damit den in den vier vorangegangenen Jahren kumulierten versicherungstechnischen Verlust von rund 5 Mrd. Euro kompensieren können“, sagte Schwake. Außer Acht ließ er dabei die Erträge aus den Kapitalanlagen, die den Versicherern zugute kommen. Größter Gewinnbringer war die industrielle Sachversicherung mit 1,2 Mrd. Euro.

In der Lebensversicherung hat die Aufhebung der Steuerfreiheit einen Neugeschäftsrekord ausgelöst. Kunden müssen für den Ertrag aus Verträgen, die seit Anfang 2005 geschlossen werden, anders als bisher Steuern zahlen. Das löste Ende 2004 einen Verkaufsboom aus. „Ein Plus im Neugeschäft bei den Verträgen von 35 Prozent ist exorbitant“, sagte Gerhard Rupprecht, Vorsitzender des GDV-Hauptausschusses Leben und Chef der Allianz Leben.

Lebensversicherer, Pensionskassen und -fonds verkauften 12,8 Millionen neue Verträge. Die Kapitallebensversicherung bleibe auch nach der Steueränderung ein attraktives Produkt, sagte Rupprecht. Bei Verträgen mit zwölfjähriger Laufzeit, die nach dem 60. Lebensjahr ausgezahlt werden, müsse nur die Hälfte der Erträge versteuert werden. Außerdem seien die Verträge jetzt flexibler.

2004 waren die Prämieneinnahmen trotz des Neugeschäftsbooms nur moderat um 2,6 Prozent auf 70,4 Mrd. Euro gestiegen. Der GDV rechnet für 2005 mit einem Wachstum in der Lebensversicherung einschließlich der Pensionsfonds und Pensionskassen von zwei bis drei Prozent.

An den Garantien in der Lebensversicherung werde die Branche nicht kratzen, sagte Schareck. „Die Garantieversprechen der Lebensversicherer stehen außer Frage.“ Er hatte mit der Forderung nach einem Anpassungsmechanismus bei den Garantien für Wirbel gesorgt.

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GDV-Präsident Bernhard Schareck (2. v. r.) skizzierte gestern die Lage der Versicherungsbranche – GDV/Hans Geldmacher

www.ftd.de/gdv

Anja Krüger

Quelle: Financial Times Deutschland

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