Vereinte Nationen streiten mit der Stadtverwaltung

Bonner UN-Institutionen wollen in den „Langen Eugen“ und ins ehemalige Bundeshaus ziehen · Geplanter Sicherheitszaun reicht ihnen nicht

Von Friederike Krieger Um über die Nachkriegsordnung in Afghanistan zu beraten, kamen für die Uno nur drei Orte in Frage: Wien, Genf oder Bonn. Dass die Afghanistan-Gespräche in den Jahren 2001 und 2002 schließlich auf dem Petersberg in Bonn stattfanden, spreche für die hohe Bedeutung der Rheinstadt auf dem internationalen Parkett, sagt Monika Hörig vom Presseamt der Stadt Bonn. „Mit dem Umzug der Regierung nach Berlin bestand die Gefahr, dass Bonn aus den Köpfen der Menschen verschwindet.“

Dass der Bedeutungsverlust nicht so dramatisch ausfiel wie befürchtet, hat die Stadt den zwölf UN-Institutionen zu verdanken, die sich inzwischen mit insgesamt 500 Mitarbeitern in Bonn angesiedelt haben. Die Vereinten Nationen in Bonn verbindet der gemeinsame Themenschwerpunkt „Nachhaltige Entwicklung“. So finden sich unter den Bonner UN-Einrichtungen das „Sekretariat des Übereinkommens zur Erhaltung der wild lebenden Tierarten“, ein Büro der Weltgesundheitsorganisation und das Internationale Zentrum der Unesco für Berufsbildung. Hinzu kommt noch ein Netzwerk aus mehr als 150 international tätigen Institutionen, Nichtregierungsorganisationen und Forschungseinrichtungen, die in den Bereichen Umwelt und Entwicklungspolitik aktiv sind.

Die Uno erhält Bonn aber nicht nur das bis 1999 gewohnte Weltstadt-Flair, sie hat sich auch zu einem bedeutenden Wirtschaftsfaktor für die Stadt entwickelt. Auf etwa 65 Mio. Euro Umsatz jährlich bringen es die internationalen Organisationen und deren Gäste, die zu Konferenzen wie dem Weltklimagipfel anreisen.

Die Bundesregierung bemüht sich, noch weitere UN-Organisationen am Rhein anzusiedeln. Einen Wettbewerbsvorteil für Bonn verspricht man sich vom neuen „UN-Campus“. Da die bisherigen Räume im „Haus Carstanjen“ für die UN zu klein geworden sind, hat die Bundesregierung beschlossen, Teile des ehemaligen Bonner Regierungsviertels nahe den Rheinauen für insgesamt 63,5 Mio. Euro umzubauen und der UNO zu überlassen. Der „Lange Eugen“, das 114 Meter hohe ehemalige Abgeordnetenhaus, ist bereits fertig. Im April wollen dort elf Institutionen einziehen.

Eine der bedeutendsten Bonner UN-Organisationen, das Klimasekretariat, muss derweil noch im Haus „Carstanjen“ ausharren. Denn ob der zweite Teil des Campus, das ehemalige Bundeshaus, bezogen wird, darüber bestehen zurzeit noch Unstimmigkeiten zwischen den Vereinten Nationen und der Bonner Stadtverwaltung.

Ausgangspunkt des Streits ist ein 2,50 Meter hoher Zaun, der der Sicherheitsvorgabe der Uno gemäß um den gesamten Campus gebaut werden soll. Dieser Vorschlag trifft bei der Bonner Oberbürgermeisterin Bärbel Dieckmann auf wenig Gegenliebe. Solch ein Zaun entspreche nicht der offenen und toleranten Atmosphäre der Stadt, sagt Dieckmann.

Zwar hat die Stadt einem provisorischen Zaun um den Langen Eugen inzwischen zugestimmt, doch die Verlängerung des Zauns zum Bundeshaus würde die Hermann-Ehlers-Straße, die zwischen den beiden Gebäuden verläuft, durchschneiden. Eine separate Umzäunung der zwei Gebäude kommt für die Uno nicht in Frage. „So kann kein gemeinsamer UN-Campus entstehen“, sagt Lothar Mikulla von der Gemeinsamen Informationsstelle der Vereinten Nationen in Bonn.

Auch der Alternativvorschlag der Stadt, für das Klimasekretariat einen Neubau östlich des Langen Eugen zu bauen, sei nicht diskutabel, da dort Hochwassergefahr bestehe. Derzeit laufen Gespräche zwischen dem für den Campus verantwortlichen Bundesumweltministerium und der Stadt, um den Zwist auszuräumen.

Zitat:

„So kann kein gemeinsamer UN-Campus entstehen“ – Lothar Mikulla, Vereinte Nationen –

Bild(er):

Flagge der Vereinten Nationen: In Bonn haben zwölf UN-Einrichtungen ihren Sitz – Joker/Hartwig Lohmeyer

Quelle: Financial Times Deutschland

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