Herbert Fromme Münchener-Rück-Chef Nikolaus von Bomhard hat gute Argumente, wenn er für die Abschaffung diskriminierender Vorschriften der USA gegen europäische Rückversicherer antritt. Rückversicherung funktioniert entweder global – oder gar nicht. Schließlich ist der Ausgleich zwischen den Regionen Kern des Systems. Es beruht auf der Erwartung, dass es kaum gleichzeitig Hurrikans in den USA, ein Erdbeben in Japan und große Überflutungen in Europa gibt. Die amerikanischen Kunden der europäischen Rückversicherer wissen sehr gut, wer einen Großteil der Schäden aus dem Hurrikan „Katrina“ und dem World Trade Center bezahlt hat.
Die Aussichten auf eine rasche Änderung sind allerdings schlecht: Weder die US-Kunden der Rückversicherer noch die Aufseher hätten davon einen Vorteil. Die Kunden benötigten ohne die von den Rückversicherern zu stellenden Sicherheiten wohl mehr Eigenkapital. Die Aufseher – von denen viele direkt gewählt werden – müssten sich gegen Vorwürfe verteidigen, sie gäben ohne Gegenleistung ein wichtiges Pfand für den Krisenfall aus der Hand.
Der von der EU-Kommission geäußerte Gedanke, ihrerseits Sicherheitsleistungen von US-Rückversicherern in Europa zu verlangen, ist verlockend – und dennoch grundfalsch. Es gibt genügend Handelskriege zwischen den USA und Europa. Gerade die Versicherungsbranche kann keinen gebrauchen, eben wegen der Risikostreuung. Sie muss auf Verhandlungen innerhalb der bestehenden Schlichtungsmechanismen des Welthandels setzen.
Die deutsche Versicherungsbranche, die sich heute gerne als Vorreiter der Globalisierung gibt, sollte mit Vorsicht gegenüber den US-Kollegen auftreten, die ihren Markt schützen wollen. Deutsche Branchenvertreter haben hier große Erfahrung. Es bedurfte der von der EU verordneten Deregulierung, um 1994 die effektive Abschottung des deutschen Marktes gegen zeternden Widerstand der Lokalmatadoren aufzubrechen.
Herbert Fromme ist Versicherungskorrespondent der FTD.
Fromme.herbert@ftd.de
Quelle: Financial Times Deutschland
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