Starker Preisanstieg für Versicherungen gegen Sturmschäden in Vereinigten Staaten · FTD-Interview mit Amerikachef Ozendo
VON Herbert Fromme, Armonk Swiss Re wird durch die anstehende Übernahme der GE Insurance Solutions (GEIS) von General Electric in den USA zum wichtigsten Rückversicherer. „Wir sind jetzt schon eine der führenden Gesellschaften im größten Rückversicherungsmarkt der Welt, nach der GEIS-Übernahme sind wir eindeutig der Marktführer“, sagte Swiss-Re-Manager Pierre Ozendo im FTD-Interview.
Ozendo leitet als Chief Executive das Amerikageschäft der Swiss Re und ist dort für das Schaden- und Unfallgeschäft zuständig. „Wir stärken unsere Position vor allem im mittleren Marktsegment in den USA und diversifizieren. Die Übernahme bietet uns auch attraktive Chancen in Europa, vor allem in der Lebensrückversicherung, und baut unsere heute schon führende Stellung in Asien aus“, sagte Ozendo. Weltweit löst Swiss Re, bisher der Zweite, durch den Zukauf des fünftgrößten Unternehmens GEIS den bisherigen Marktführer Münchener Rück ab. In den USA galt der einheimische Rückversicherer Gen Re bisher als Platzhirsch.
Rückversicherer decken Erstversicherer wie AIG, Allianz oder Zurich – die mit Endkunden ihre Geschäfte machen – gegen hohe Belastungen ab. Das Geschäft ist durch das Auftauchen von Altlasten gekennzeichnet, Schäden durch Arzneimitteln oder Asbest sind bekannte Beispiele.
Kritiker der GEIS-Übernahme glauben, dass Swiss Re noch Überraschungen erleben wird. Aber der Käufer verweist auf milliardenhohe Reservestärkungen durch den Vorbesitzer. „Es gibt nirgendwo eine 100-prozentige Garantie“, sagte Ozendo. „Aber wir sind sicher, dass wir die Bewertung höchst diszipliniert durchgeführt haben.“
Die Rückversicherer mussten hohe Summen für die Hurrikanschäden des vergangenen Jahres aufbringen, Swiss Re allein 1,9 Mrd. Euro. Die bisherigen Risikomodelle, anhand deren die Branche ihre Preise und Bedingungen festgesetzt hatte, waren fehlerhaft. „Die Häufigkeit und Schwere der Ereignisse führten beispielsweise dazu, dass die Preise für die Wiederherstellungsarbeiten kräftig stiegen. Diesen Faktor hatten wir nicht zutreffend abgebildet.“
Versicherung und Rückversicherung gegen Sturmschäden sind in den USA deutlich teurer geworden. Für Risiken im Energiebereich – das sind vor allem Ölplattformen – habe es Preiserhöhungen von mehreren Hundert Prozent gegeben, bei anderen Deckungen mit direktem Sturmbezug ebenfalls deutliche Erhöhungen. In anderen Sparten der Sachversicherung seien die Preise stabil geblieben, sagte Ozendo. Dagegen sei bei Haftpflichtversicherung eine deutlich verstärkte Konkurrenz zu spüren.
Weniger Interesse der Kunden spürt Ozendo im Bereich Finanzrückversicherung. Hier haben die Ermittlungen der US-Behörden Spuren hinterlassen. Swiss Re biete weiterhin solche Lösungen an. sagte er. „Wenn dort ein ausreichender Risikotransfer geregelt ist, ist das ein wichtiges und für viele Versicherer zu ihrem Schutz unbedingt nötiges Produkt.“ Früher habe es Fälle gegeben, die nicht ordnungsgemäß verbucht wurden. „Diese Dinge sind tot und sollten das auch für immer bleiben.“
Bild(er):
Amerikachef der Swiss Re: Pierre Ozendo – Swiss Re/Eike Ohlendorf
Quelle: Financial Times Deutschland
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