Deutsche Sachversicherung macht Rekordgewinn · Neuer Spartenchef Thomas Pleines verteidigt Umbau
Von Herbert Fromme, München Die Allianz Sachgruppe hat 2005 den jahrelangen Marktanteilsverlust im Inland deutlich reduziert und einen Rekordgewinn eingefahren. Der gerade begonnene Generalumbau des deutschen Konzernteils sei trotzdem nötig, sagte Thomas Pleines, seit Januar Chef der Allianz Versicherung und Mitglied des Vorstands der neuen Deutschland-Holding. „Das alte Geschäftsmodell war sehr erfolgreich, hatte aber keine Steigerungsmöglichkeiten.“
Die Allianz Sachgruppe bestand aus Allianz Versicherung, Frankfurter Allianz und Bayerischer Versicherungsbank. Die beiden kleineren Töchter wurden Ende 2005 auf die Allianz Versicherung fusioniert.
Der deutsche Marktführer schloss 2005 insgesamt 3,4 Millionen Verträge ab, 2,8 Prozent mehr als im Vorjahr. Da 3,5 Millionen Kündigungen einliefen, ging die Gesamtzahl der Verträge um 100 000 auf 41,5 Millionen zurück. „Das ist eine deutliche Verbesserung gegenüber 2004, als es 300 000 Verträge waren“, sagte Pleines. Für 2006 strebt er an, die Vertragszahl stabil zu halten.
In der Kernsparte Autoversicherung steigerte die Sachgruppe ihr Volumen sogar von 8,79 Millionen auf 8,89 Millionen versicherte Fahrzeuge – nach jahrelangen Verlusten gegen aggressive Wettbewerber. Gleichzeitig ging der Umsatz in dieser Sparte um 2,9 Prozent auf 3,81 Mio. Euro zurück. Die Allianz hatte im September 2004 einen neuen Tarif eingeführt, der im Markt als Beginn eines Preiskriegs verstanden wurde.
Die Sachgruppe steigerte den Gewinn nach Steuern von 1,25 Mrd. Euro auf 1,79 Mrd. Euro. Damit bleibt das deutsche Sachgeschäft eine der wichtigsten Gewinnquellen des Gesamtkonzerns, der in der vergangenen Woche einen Nettogewinn von 4,38 Mrd. Euro vorlegte. Die Prämieneinnahmen der Sachgruppe sanken um 1,3 Prozent auf 10,0 Mrd. Euro. Die Gruppe verbesserte ihre Schaden- und Kostenquote von bereits sehr guten 88,5 Prozent weiter auf 85,3 Prozent der Beitragseinnahmen, davon 60,6 Prozentpunkte Schadenaufwand. „Das ist ein neuer Rekord“, sagte Pleines. Von jedem Beitrags-Euro gibt die Allianz rund 61 Cent für Schäden und 25 Cent für Verwaltungs- und Vertriebskosten aus. Das versicherungstechnische Ergebnis fiel deshalb mit 785 Mio. Euro doppelt so hoch aus wie 2004, als die Gruppe 373 Mio. Euro erzielte. Dazu kamen Kapitalerträge von 1,60 Mrd. Euro, nach 1,32 Mrd. Euro.
Das Ergebnis sei von seinem Vorgänger Reiner Hagemann und dessen Team sowie von Vertriebschef Hansjoerg Cramer erzielt worden, sagte Pleines, bis Ende 2005 Chef der Allianz Suisse. Hagemann verließ den Konzern Ende 2005 nach Differenzen mit Konzernchef Michael Diekmann wegen des Umbaus der Gruppe.
Trotz der Verbeugung vor Hagemanns Leistungen blieb Pleines in der Sache eindeutig. „Das alte Geschäftsmodell war gar nicht so schlecht, sonst wären wir nicht Marktführer“, sagte er zwar. Es sei aber jetzt mit seinen Möglichkeiten am Ende. Die Abschaffung der sieben weitgehend autonomen Zweigniederlassungen und ihr Ersatz durch vier von der Zentrale geführte Regionen sei richtig. Es gehe nicht an, dass sechs Callcenter mit verschiedenen Systemen agierten und eine Region gar keins habe.
Die Allianz könne durch die „faktische Fusion“ von Lebens-, Kranken- und Schadenversicherer und die Führung des Vertretervertriebs durch eine eigene Firma – statt durch die Versicherer – das Kundenpotenzial viel besser nutzen. Einzelheiten zur künftigen Organisation und zu den Auswirkungen auf die Arbeitsplätze der Allianz in Deutschland werde das Unternehmen Ende Juni vorlegen, versprach Pleines.
Für 2006 rechnet er mit „einem ganz leichten weiteren Rückgang der Beitragseinnahmen in der Kraftfahrversicherung“. Nach der sehr günstigen Schadensituation der Vorjahre geht Pleines von einer Verschlechterung aus. Das Ergebnis werde durch die Kosten des Umbaus belastet, der Aufwand werde die geplanten Einsparungen überschreiten.
Zitat:
„Das ist ein neuer Rekord“ – Thomas Pleines, Chef der AllianzVersicherung –
Bild(er):
Spartenchef ThomasPleines verteidigt auf der Bilanzpressekoferenz die Umbaupläne für den profitablen Konzern – Rainer Unkel
Quelle: Financial Times Deutschland
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