Finanzvertrieb verspricht kräftiges Gewinnwachstum · Auslandsgeschäft mit Verlust
Der Heidelberger Finanzvertrieb MLP kämpft künftig verstärkt um Kunden über 40 Jahre und will das Vermögensmanagement kräftig ausbauen. Bislang konzentrierte sich das Unternehmen auf jüngere Kunden. Die Bundesanstalt für Finanzdienstleistungsaufsicht (BaFin) hat MLP eine Lizenz zur Anlage- und Abschlussvermittlung ausgestellt. „Wir wollen den Ertragsanteil bei der Vermögensberatung bei deutlich über zehn Prozent stabilisieren“, sagte Vorstandschef Uwe Schroeder-Wildberg.
Das ist nicht die erste MLP-Ankündigung dieser Art: Bereits Schroeder-Wildbergs Vorgänger Bernhard Termühlen hatte 2002 eine Offensive bei vermögenden Privatkunden angekündigt. 2004 teilte das Unternehmen mit, dass es mit der Privatbank Berenberg kooperiere.
MLP will 2006 einen kräftigen Gewinn- und Umsatzzuwachs erzielen und auch 2007 deutlich wachsen. Der Gesamtumsatz soll im laufenden Jahr um 19 Prozent auf 675 Mio Euro steigen, für 2007 erwartet Konzernchef Uwe Schroeder-Wildberg sogar 780 Mio. Euro. Der Vorsteuergewinn werde nach 120 Mio. Euro im laufenden Jahr 2007 rund 160 Mio. Euro erreichen.
Anleger zeigten sich unbeeindruckt vom Optimismus des Managements. Die Aktie stieg um nur 0,3 Prozent auf 19,56 Euro.
Für 2005 meldete MLP einen Konzernüberschuss von knapp 200 Mio. Euro. Darin enthalten ist der Erlös aus dem Verkauf der beiden Versicherungstöchter, die an die Clerical Medical beziehungsweise die Gothaer verkauft wurden. Ohne den Sonderertrag war das Jahr 2005 mäßig. Der Umsatz ohne die Versicherungstöchter sank um 9,1 Prozent auf 566 Mio. Euro, bedingt durch einen Rückgang bei der Vermittlung von Lebensversicherungen. Die gesamte Branche verzeichnete 2005 nach dem Ende des Steuerprivilegs in der Kapitallebensversicherung herbe Einbrüche.
Wachstum will Schroeder-Wildberg auch mit der betrieblichen Altersversorgung erreichen. Im Geschäft mit großen und mittelständischen Unternehmen habe MLP mittlerweile mehr als 200 Mandate, sagte er. 2005 vermittelte MLP 60 000 Basis- oder Rürup-Renten. Damit habe der Vertrieb einen Marktanteil von 40 Prozent, sagte Schroeder-Wildberg.
Wenig Freude macht MLP weiterhin das Auslandsgeschäft. Die Töchter dort erlitten einen Vorsteuerverlust von 8 Mio. Euro, 2,5 Mio. Euro allein in der Schweiz. Das operative Geschäft hat MLP dort mit sofortiger Wirkung eingestellt. Die Schließung kostet noch einmal rund 2 Mio. Euro, sagte Frowein. Für 2006 erwartet er einen Auslandsverlust von 5 Mio. Euro, 2007 soll es endlich den Breakeven geben. „Vielleicht haben wir zu sehr den MLP-Deutschland-Ansatz kopiert“, sagte Schroeder-Wildberg. Einen kompletten Rückzug schließt er aber aus. „Das Ausland hat strategische Bedeutung.“
Katrin Berkenkopf
Quelle: Financial Times Deutschland
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