Quartalszahlen des Finanzvertrieb enttäuschen
Von Herbert Fromme, Köln Höhere Pflichtbeiträge zur staatlich geförderten Riester-Rente haben den Finanzvertrieb MLP im ersten Quartal 2006 vor einem Gewinneinbruch bewahrt. Die Gesellschaft verdiente mit 8,5 Mio. Euro auf vergleichbarer Basis mehr als doppelt so viel wie im ersten Quartal 2005. Damals hatte MLP 3,3 Mio. Euro gemeldet. Gleichwohl reagierten die Anleger enttäuscht auf die Zahlen – die MLP-Aktie verlor gestern 5,3 Prozent auf 20,84 Euro.
Das Unternehmen konnte Provisionseinnahmen von 109,9 Mio. Euro aus dem Kerngeschäft, der Vermittlung von Versicherungs- und Finanzverträgen, melden, immerhin eine Steigerung von 21 Prozent. Allerdings sind in dem Betrag rund 25 Mio. Euro Erträge aus der Einführung der „dritten Stufe“ bei Riester-Verträgen enthalten. Ohne diesen Faktor wären die Provisionen um sieben Prozent zurückgegangen.
Um die volle staatliche Förderung für Riester-Verträge zu erhalten, müssen Kunden einen Mindestbetrag ihres Vorjahreseinkommens als Prämie zahlen. Der Satz betrug 2002 ein Prozent und steigt bis 2008 auf vier Prozent. Anfang 2006 wurden die Prämienzahlungen von zwei auf drei Prozent des Einkommens angepasst. Die große Mehrzahl der Riester-Kunden machte diese Änderung mit. Diese Anpassung gilt für Vertreter und Vertriebe als Neugeschäft, die Lebensversicherer zahlen dafür entsprechende Provisionen.
Mit der Entwicklung im Bereich Lebensversicherung, dem wichtigsten Geschäft, kann MLP nicht zufrieden sein. Denn hier stiegen die Provisionseinnahmen nur von 61,3 Mio. Euro auf 71,2 Mio. Euro – nach Abzug des Riester-Stufen-Effekts waren es nur 46,2 Mio. Euro.
In der Krankenversicherung legte das Unternehmen dagegen von 10,4 Mio. Euro auf 14,9 Mio. Euro Provisionseinnahmen zu. Die Jahresprämie des vermittelten Geschäfts stieg von 9,8 Mio. Euro auf 16,5 Mio. Euro. Diese Zahlen legen nahe, dass MLP bei privaten Krankenversicherungen von den Gesellschaften mehr als zehn Monatsbeiträge als Provision erhält, ein Spitzenwert unter den Vertrieben.
Nicht zufrieden zeigte sich MLP mit der Zahl der Vertreter. Sie stieg nur von 2500 auf 2524. Der April scheint noch keine Wende gebracht zu haben. Finanzvorstand Nils Frowein räumte gegenüber der Agentur Reuters ein, dass das Neugeschäft mit betrieblicher und privater Altersvorsorge im April einen Dämpfer erlitten hat. MLP müsse in dem Geschäftszweig in den kommenden Monaten „wieder an Fahrt gewinnen“, sagte er.
Quelle: Financial Times Deutschland
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