Oberste Verbraucherschützerin bemängelt fehlende Qualifikation bei Nebenberuflern · Warnung an Kunden
Von Herbert Fromme, Berlin Deutschlands oberste Verbraucherschützerin hat die nebenberuflichen Versicherungsvermittler als in weiten Teilen unterqualifiziert kritisiert. „Diejenigen, die nach Feierabend oder am Wochenende ihre Nachbarn und Bekannten mit Versicherungen beglücken, müssen sich entweder entsprechend qualifizieren oder eine andere Beschäftigung suchen“, sagte Edda Müller, Vorstand der Verbraucherzentrale Bundesverband (VZBV), der FTD in Berlin.
Ihre Kritik ist eine Reaktion auf die geplante Umsetzung der EU-Richtlinie für Versicherungsvermittler in deutsches Recht. Sie enthält nur grobe Vorgaben für die Qualifizierung vor allem nebenberuflicher Berater. „Hier wird eine Qualifikation light eingeführt, die der Sache nicht angemessen ist“, sagte Müller.
Ihre Kritik fällt mitten hinein in die breit angelegte Reform der Versicherungswirtschaft durch die Bundesregierung. Die Umsetzung der EU-Richtlinie ist Teil dieser Reform. Deren Entwurf durchläuft momentan den parlamentarischen Prozess, Müller kann daher also noch Einfluss nehmen. Ihr politisch gut verdrahteter Dachverband hat 39 Mitgliedsverbände mit acht Millionen Einzelmitgliedern, darunter etwa auch Mieterbund, Caritas und Arbeiterwohlfahrt. Müller ist unter anderem Stellvertretende Vorsitzende des von der Bundesregierung berufenen Rats für nachhaltige Entwicklung.
In Deutschland gibt es derzeit rund 500 000 Versicherungsvermittler, die meisten von ihnen nebenberuflich. Die müssten sich nach den EU-Vorgaben auch künftig nicht ausreichend qualifizieren, sagte Müller. Das sei nicht im Interesse der Verbraucher, gerade bei Lebens- und Berufsunfähigkeitsversicherungen. „Darin stecken hohe Risiken. Wenn man da als Verbraucher nicht die richtige Entscheidung trifft, kann das sehr teuer werden“, sagte die VZBV-Chefin. Deshalb gebe es Bedarf für hochwertige Beratung und nicht für eine provisionsgetriebene Verkaufsmentalität.
Die Finanzbranche richtet sich auf Grund der geringeren Rolle der gesetzlichen Rente auf eine wachsende Nachfrage nach Vorsorgeprodukten ein. Mobile, über Provisionen bezahlte und nebenberuflich arbeitende Berater nehmen dabei ein wichtige Rolle ein. Die VZBV-Chefin sprach sich dafür aus, durch höhere Ansprüche in der Branche auszusieben: „Wir müssen mutig genug sein, auch zu einer Bereinigung zu kommen“, sagte sie.
Mit dem Entwurf für das Versicherungsvertragsgesetz ist Müller zwar im Großen und Ganzen zufrieden. Allerdings fehle noch eine Informationspflicht für die Versicherer darüber, wie viel von den Lebensversicherungsprämien für Sparbeitrag, Risikoprämie und Kosten verwendet werden.
Weiterer Bericht 20
Quelle: Financial Times Deutschland
Dieser Beitrag ist nur für Premium-Abonnenten vom Versicherungsmonitor persönlich bestimmt. Das Weiterleiten der Inhalte – auch an Kollegen – ist nicht gestattet. Bitte bedenken Sie: Mit einer von uns nicht autorisierten Weitergabe brechen Sie nicht nur das Gesetz, sondern sehr wahrscheinlich auch Compliance-Vorschriften Ihres Unternehmens.
Diskutieren Sie mit
Kommentare sind unseren Abonnenten vorbehalten. Bitte melden Sie sich an oder erwerben Sie hier ein Abo