Leasingunternehmen soll überhöhte Schadenabrechnungen korrigieren · Ermittlungen der Staatsanwaltschaft dauern an
Von Herbert Fromme, Köln Die Versicherungsgruppe AIG Europe in Frankfurt verlangt von der Münchener Leasinggesellschaft Arval die Rückerstattung von Schadenzahlungen. Nach Informationen der FTD aus Branchenkreisen glaubt die Tochter des US-Versicherungsriesen American International Group, dass Arval systematisch Schäden zu hoch abgerechnet habe. Sollte Arval nicht zahlen, erwäge AIG eine Klage, hieß es. AIG Europe und Arval wollten nicht Stellung nehmen, auch nicht zur Höhe des geforderten Betrags.
Auch die Versicherungsgruppe Signal Iduna in Dortmund stehe kurz vor der Erhebung von Schadenersatzansprüchen, hieß es in den Branchenkreisen weiter. Das Unternehmen wollte ebenfalls keine Auskunft geben.
Die zivilrechtlichen Ansprüche der Versicherer erhöhen den Druck auf Arval und Geschäftsführer Tero Tapala deutlich. Gegen ihn ermittelt die Münchener Staatsanwaltschaft wegen Versicherungsbetrugs. Die Arval-Büros wurden durchsucht. Die Firma, die zur französischen Großbank BNP Paribas gehört, versteht sich als herstellerunabhängiger Anbieter für Kunden, die Firmenwagen und Dienstfahrzeuge ohne eigene Verwaltung benötigen. Zu Arvals Dienstleistungen gehören die Versicherung sowie die Abwicklung der Reparaturen nach Unfällen. Arval Deutschland kam Ende März 2006 auf einen Bestand von über 35 000 Fahrzeugen – für jeden Autoversicherer ein interessantes Volumen.
Die Staatsanwaltschaft geht Vorwürfen nach, nach denen Arval bei Werkstätten und Autoglasereien für Reparaturen hohe Preisnachlässe von bis zu 40 Prozent ausgehandelt haben soll, die über separate Gutschriften abgewickelt wurden. Bei den Versicherern soll Arval Rechnungen mit den Originalbeträgen eingereicht haben, den Werkstätten aber nur den um den Rabatt verminderten Betrag gezahlt haben.
Die Allianz, einer der wichtigsten Versicherer des Leasingunternehmens, hat bisher keine Ansprüche gestellt, sagte ein Sprecher. „Wir wissen, dass es staatsanwaltschaftliche Ermittlungen gibt“, sagte er. Bisher habe die Behörde den Versicherer aber nicht um Auskunft gebeten. „Wir würden selbstverständlich mit der Staatsanwaltschaft kooperieren.“
Die Zurückhaltung der Allianz hat ihre Wurzel in der hohen Sensibilität des Geschäfts mit Autoflotten. Ein Vertrag führt hier zu Tausenden von versicherten Fahrzeugen – dafür müssen die Vertreter im Privatkundengeschäft weit laufen.
Nach mehreren schlechten Jahren hatten die Gesellschaften bis 2004 die Flottenrisiken noch gemieden. Zurzeit ist die Versicherung großer Stückzahlen aber wieder interessant, weil das Preisniveau insgesamt noch gewinnbringend ist. Entsprechend scharf ist die Konkurrenz um die Flotten, die Preise sinken.
Quelle: Financial Times Deutschland
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