Münchener Rück lauert auf Zukäufe

Chef von Bomhard erwartet Übernahmen bei Lebensversicherern · Konzern verbucht starkes Gewinnplus

Von Herbert Fromme, München D ie Münchener Rück erwartet in den kommenden drei Jahren in der deutschen Versicherungsbranche mehrere Fusionen und Übernahmen und will dabei mitmischen. Das kündigte am Donnerstag Vorstandschef Nikolaus von Bomhard an. „Wir glauben, dass es zu einer Konsolidierung kommt, und wir werden ein Konsolidierer sein“, sagte er. Der Münchener Rück gehört die Versicherungsgruppe Ergo, die unter den Marken Hamburg-Mannheimer, Victoria, DAS, DKV und KarstadtQuelle Versicherungen, bei der der Einzelhandelskonzern nur noch Minderheitsaktionär ist, agiert. Die Ergo sei nach der Umstrukturierung „eine offene Plattform und damit andockfähig“.

Als Großhändler des Risikoschutzes versorgt die Münchener Rück in erster Linie Erstversicherer mit Schutzdeckungen, die ihrerseits Endkunden versichern. Über Ergo ist der zweitgrößte Rückversicherer der Welt aber auch selbst als Erstversicherer tätig.

Vor allem bei deutschen Lebensversicherern sieht von Bomhard Druck. Allerdings sei der Kreis derer, die für Übernahmen in Frage kämen, beschränkt auf Aktiengesellschaften und Versicherungsvereine, „die bereit sind, sich zu öffnen“. Bei den zu den Sparkassen gehörenden öffentlichen Versicherern fänden die Veränderungen innerhalb ihres Lagers statt.

Von Bomhard schloss auch Auslandszukäufe durch Ergo nicht aus. Die Übernahme der türkischen Isvicre sei nur ein erster Schritt.

In der Personalpolitik will Ergo der Allianz nicht folgen und keine tiefen Einschnitte vornehmen. „Wir haben bei Ergo über fünf Jahre rund 1200 Stellen abgebaut“, sagte Ergo-Chef Lothar Meyer. Es habe keine betriebsbedingten Kündigungen gegeben. In den kommenden drei bis vier Jahren könne der Abbau in einer ähnlichen Größenordnung liegen. Derzeit beschäftigt das Unternehmen im In- und Ausland 28 000 Angestellte.

Im Kerngeschäft Rückversicherung will von Bomhard keine Unternehmen kaufen, kann sich aber die Übernahme von Beständen vorstellen. Der Abstieg von Rang eins im Weltmarkt auf Rang zwei, weil der neue Platzhirsch Swiss Re die GE Insurance Solutions gekauft hatte, bekümmert ihn nach eigenen Worten nicht. „Der eine freut sich über das Volumen, der andere über den Gewinn“, sagte er.

Ein klares Bekenntnis gab von Bomhard zur lange defizitären US-Tochter American Re ab. Sie soll in Munich Re America umbenannt werden, Verkaufsgerüchte dürften damit vom Tisch sein.

Im ersten Halbjahr verdiente die Münchener Rück 2,13 Mrd. Euro, verglichen mit 876 Mio. Euro im Vorjahreszeitraum. Damit hat das Unternehmen bereits drei Viertel des angepeilten Jahresergebnisses von 2,6 Mrd. Euro bis 2,8 Mrd. Euro erreicht.

Die Gewinnsteigerung stammte einerseits aus hohen Kapitalerträgen, andererseits aus guten operativen Zahlen im Versicherungs- und Rückversicherungsgeschäft.

Der Satz „Gewinn geht vor Umsatz“ gelte uneingeschränkt, so von Bomhard. In der Rückversicherung fiel der originäre Umsatz um 2,1 Prozent, nur Währungseffekte sorgten für eine leichte Steigerung um 0,9 Prozent auf 11,33 Mrd. Euro.

In der Erstversicherung leidet die Tochter Ergo unter einem marktuntypischen Rückgang der Lebensversicherungsprämien. Finanzchef Schneider begründete das mit der hohen Zahl auslaufender Verträge. In der privaten Krankenversicherung – für von Bomhard ein großer Hoffnungsträger der Ergo – ging die Zahl der Vollversicherten im Halbjahr um 0,9 Prozent auf 952 000 zurück. Der Verkauf von Ergänzungsversicherungen dagegen boomt.

Bild(er):

Große Schritte, wie sie der „Walking Man“ vor dem Münchener-Rück-Gebäude an der Leopoldstraße macht, plant auch das Unternehmen – diesmal bei Lebensversicherern – Vario-Press/Ulrich Baumgarten

Quelle: Financial Times Deutschland

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