Klassische Lebensversicherung verliert an Bedeutung · Auslandstöchter und WM sorgen für Gewinnrückgang trotz Umsatzsprungs
Von Herbert Fromme, Frankfurt Der Finanzvertrieb AWD lebt zunehmend vom Verkauf fondsgebundener Versicherungen und Investmentfonds. Der Absatz klassischer Kapitallebensversicherungen verliert dagegen deutlich an Bedeutung. Von den Abschlussprovisionen des Unternehmens von 133 Mio. Euro im zweiten Quartal 2006 stammten 37 Prozent aus fondsgebundenen Lebensversicherungen, die oftmals in der Form der Riesterrente verkauft werden, sowie 23 Prozent aus Fonds. Im Vergleichsquartal 2005 waren es nur 32 Prozent und 12 Prozent gewesen. Die „Lebensabsicherungsprodukte“ gingen dagegen von 23 Prozent auf 18 Prozent zurück.
Die „Umstellungsschwierigkeiten nach Ende der alten Lebensversicherungswelt“ gehörten der Vergangenheit an, sagte AWD-Chef Carsten Maschmeyer gestern. Das Unternehmen verkauft mit freien Handelsvertretern Versicherungen und Kapitalanlagen für Dritte. Die Gruppe steigerte im ersten Halbjahr 2006 den Umsatz um 16,4 Prozent auf 356 Mio. Euro, in Deutschland jedoch nur um 9,5 Prozent auf 178 Mio. Euro. Das ist überraschend, denn der Vergleichszeitraum 2005 lief nach dem durch Steueränderungen bedingten Schlussverkaufsboom 2004 besonders schlecht.
Beim Ergebnis schwächelte AWD. Sowohl der operative als auch der Nachsteuergewinn gingen zurück. Statt 26 Mio. Euro im Vorjahreshalbjahr verdiente AWD 2006 trotz Umsatzwachstum nach Steuern nur 23 Mio. Euro. Maschmeyer und Finanzchef Ralf Brammer erklärten den Rückgang mit Restrukturierungskosten in Großbritannien und Italien sowie dem Werbeaufwand während die Fußballweltmeisterschaft. Anleger reagierten mit Verkäufen, die Aktie verlor 1,7 Prozent auf 26,80 Euro. Da half auch Maschmeyers Verweis auf den Cashflow aus laufender Geschäftstätigkeit von 50,1 Mio. Euro nicht – eine satte Steigerung um 81 Prozent. Damit setzte sich AWD deutlich vom Mitbewerber MLP ab, bei dem der Wert nur 15 Mio. Euro betrug.
Für das volle Jahr 2006 ist Maschmeyer optimistisch. „Der Umsatz wird 2006 im zweistelligen Prozentbereich zulegen“, sagte er. Der operative Gewinn soll sogar noch deutlicher steigen – das wäre angesichts des schwachen zweiten Halbjahrs 2005 aber nicht ungewöhnlich.
Quelle: Financial Times Deutschland
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