Versicherer will in Deutschland Konsolidierer sein · Weltchef Schiro verteidigt Strategie
Von Herbert Fromme, Köln,UND hAIG sIMONIAN, zÜRICH Die Versicherungsgruppe Zurich Financial Services will im Konsolidierungsprozess in der deutschen Assekuranz eine aktive Rolle spielen. „Zukäufe sind für uns eine Option, wenn wir einen geeigneten Partner finden, der Preis darstellbar ist und die Strategie passt“, sagte Europachef Dieter Wemmer der FTD. Mit dem Ergebnis in Deutschland für das erste Halbjahr ist Wemmer sehr zufrieden. In der Schaden- und Unfallversicherung erzielte die Zurich sogar bessere Zahlen als der Gesamtkonzern.
Die Schaden- und Kostenquote betrug nur 91,9 Prozent der Beitragseinnahmen, auf Konzernebene waren es 94,8 Prozent, nach 96,9 Prozent im Vorjahr. „Wir erzielen dabei immer noch leicht positive Wachstumszahlen“, sagte Wemmer. Mit einem Kostensatz von 22 Prozent der Beiträge liegt die Zurich deutlich besser als die Allianz mit 25 Prozent im deutschen Geschäft.
Der Versicherer will die Kosten noch weiter drücken und hat den Abbau von 1000 der 5700 Arbeitsplätze in Deutschland angekündigt. Über den Zeitraum wollte er nichts sagen. „Die Betriebsräte sind weiter in der Beratung.“ Es handele sich bei dem Programm nicht einfach um einen Kostensenkungsplan, sondern um eine Neuausrichtung des Kundenservice. „Die Branche bläst zum Aufbruch, da können wir nicht stehen bleiben“, sagte er.
Zurich-Konzernchef James Schiro verteidigte das Unternehmen gegen Kritik am bescheidenen öffentlichen Auftreten und an schlechten Wachstumszahlen. „Ich habe dafür gearbeitet, dass wir eine langweilige Versicherungsgesellschaft werden“, sagte er. Vor fünf Jahren war die Gruppe durch Überexpansion und fallende Kapitalmärkte in eine tiefe Krise geraten.
Die stagnierenden Prämieneinnahmen im ersten Halbjahr zeigten die wirklichen Fortschritte nicht an, die das Unternehmen vor allem in der Lebensversicherung erreicht habe, so Schiro. Die Mitarbeiter seien heute auf Expansion ausgerichtet. Aber Zurich werde die hohe Disziplin in seiner Annahmepolitik beibehalten und keine Übernahmen um der Größe willen suchen.
Zurich steigerte im ersten Halbjahr den Gewinn um neun Prozent auf 1,96 Mrd. $ – trotz hoher Kosten von 262 Mio. $ zur Beilegung von Problemen, die US-Versicherungsaufseher bemängelt hatten. Aber die Prämieneinnahmen gingen um fünf Prozent auf 24,6 Mrd. $ zurück.
„Das Wachstum bleibt natürlich ein Problem“, sagte Analyst René Locher von Kepler Equities. Konzernchef Schiro hatte bereits mehrfach erklärt, Zurich schaue sich nach Übernahmen um, betonte aber immer, dass es keine Übernahmestrategie gebe. Mögliche Projekte würden nach dem jeweiligen Nutzen bewertet. „Das ist die eigentliche Herausforderung für uns: Wie können wir die Profitabilität und Disziplin erhalten und trotzdem wachsen“, sagte Schiro.
Quelle: Financial Times Deutschland
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