Umzug von RTL spart Arbeitsplätze

Wechsel nach Deutz bringt Synergien · Spiele-Branche soll dagegen neue Jobs schaffen

Von Friederike Krieger Die Rheinhallen, ehemaliger Sitz der Kölner Messe, bieten zurzeit noch einen eher traurigen Anblick. Das einzige, was von ihnen übrig geblieben ist, sind die denkmalgeschützten Fassaden. In ihrem Grundriss entsteht derzeit ein völlig neuer Komplex, der neue Hauptsitz von RTL. Im Laufe des zweiten Halbjahres 2008 will der Privatsender in die neuen Räume im Stadtteil Deutz einziehen.

Neben dem WDR ist RTL einer der wichtigsten Stützpfeiler der örtlichen Fernsehbranche und zudem auch der bedeutendste Gewerbesteuerzahler Kölns. Beinahe hätte die Stadt ihn verloren. Dem Sender war sein jetziger Hauptstandort an der Aachener Straße in Köln-Junkersdorf zu klein geworden. Das von der Stadt vorgeschlagene Film- und Fernsehstudiogelände „Coloneum“ in den Kölner Außenbezirken stieß bei RTL auf wenig Begeisterung – zumal auch Kölns Nachbarort Hürth versuchte, den Sender mit attraktiven Angeboten abzuwerben. Erst als Oberbürgermeister Fritz Schramma die im Herzen der Stadt gelegenen Hallen der Messe ins Spiel brachte, entschied sich der Sender zu bleiben. „Das Gebäude bietet jede Menge infrastrukturelle Vorteile und kurze Wege“, lobt Christian Körner, Sprecher von RTL, das zukünftige Domizil des Senders.

Doch der glanzvolle Sieg, den die Stadt mit der Entscheidung für Deutz im Jahr 2003 errungen hat, scheint heute nicht mehr so hell. Neben RTL werden auch die bisher in den Außenbezirken der Stadt ansässigen Töchter VOX, Super RTL, N-TV und RTL Interactive und IP Deutschland in die Rheinhallen ziehen. Das ermöglicht teilweise Zusammenlegungen und kostet damit Arbeitsplätze. Derzeit überprüfe man die Strukturen, sagt Körner. „Das gezielte Streichen von Stellen wird sich leider nicht vermeiden lassen.“

Doch die Stadt Köln hat bereits einen anderen Medienzweig ausgemacht, der für Wachstum an Arbeitsplätzen sorgen soll: die Computerspiel-Branche. Neustes Mitglied ist der Spiele-Sender GIGA, der Anfang 2006 nach Köln umgezogen ist. Von der Wirtschaftsförderung umsorgt zu werden, ist für ihn eine neue Erfahrung. „Lange Zeit wurden wir nicht ernst genommen“, erklärt Ibrahim Mazari, Sprecher des Fernsehsenders. Computerspiele galten als gefährlich für die Jugend, was sie automatisch von den Fördertöpfen verbannte. „Man nahm die Gaming-Branche auch nicht als Wirtschaftsfaktor war, der Arbeitsplätze schaffen kann“, sagt er.

In Köln arbeiten derzeit rund 1200 Menschen in dem Bereich, der einerseits vom großen Spiele-Herausgeber Electronic Arts (EA), andererseits von vielen kleinen Unternehmen geprägt ist. In diesem Jahr wuchs die Zahl der Beschäftigten um 15 Prozent. Helmut Blömeke von der Stadt Köln ist optimistisch, dass das Wachstum anhält. „Selbst der Internet-Auftritte von Aldi kommt inzwischen nicht mehr ohne Online-Spiele aus“, sagt er. Zudem hofft er auf Synergieeffekte mit den über 400 Film- und Fernsehproduzenten, die in Köln ansässig sind. So könnten Fernsehaufnahmen in Computerspielen ein zweites Mal Verwendung finden oder die Filmbranche von den technologischen Entwicklungen der Gaming-Branche profitieren.

Zitat:

„Das Streichen von Stellen wird sich nicht vermeiden lassen“ – Christian Körner, RTL –

Quelle: Financial Times Deutschland

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