Krankenversicherer loten neue Erlösquellen aus
Von Ilse Schlingensiepen, Köln Die privaten Krankenversicherer (PKV) wollen in neuen Geschäftsfeldern drohende Einbrüche in der Vollversicherung kompensieren. „Das neue Geschäftsmodell der PKV wird sicher weit mehr umfassen als die eigentliche Kernleistung Risikoübernahme“, sagte Michael Albert, Vorstandsmitglied der Allianz Private Krankenversicherung, beim Versicherungssymposium der Fachhochschule Köln.
Nach dem Gesetzentwurf zur Gesundheitsreform müssen alle Gesellschaften einen Basistarif mit dem Leistungsumfang der gesetzlichen Krankenversicherung (GKV) anbieten. Risikoprüfungen gibt es dort nicht. Die Prämien dürfen das GKV-Maximum nicht überschreiten. Die Differenz zwischen dem Höchstbeitrag (506Euro) und dem kalkuliertem Beitrag wird auf das Versichertenkollektiv umgelegt.
„Der Basistarif wird keinen Deckungsbeitrag liefern“, sagte Albert. Die Unternehmen bräuchten neue Erlösquellen, zum Beispiel in der Zusatzversicherung. Diese Policen – etwa für das Einbettzimmer im Krankenhaus oder den Zahnersatz – bringen allerdings kein großes Umsatzvolumen. „Wir müssen in die Märkte um die Krankenversicherung herum gehen.“ Als neue Geschäftsfelder sieht Albert Assistanceleistungen wie die Unterstützung Pflegebedürftiger im Haushalt oder die Beratung von Patienten.
Viele Unternehmen werden die neuen Herausforderungen nicht allein schultern können, erwartet Albert. „Wir werden erstaunliche Fusionen erleben.“ Kooperationen würden an Bedeutung gewinnen – auch mit der GKV, zum Beispiel im Bereich der Abrechnung.
„Die GKV muss neue Produkte entwickeln, vielen Krankenkassen fehlt dafür das erforderliche Know-how“, sagte auch Michael Kurtenbach, stellvertretender Vorsitzender der Gothaer Kranken. Die Gothaer prüfe die Zusammenarbeit mit Markenartiklern, berichtete er. Die Konzerngesellschaft Asstel kooperiert bereits mit Unternehmen wie Tchibo, Ebay oder Amazon, vor allem in der Autoversicherung.
Auch Kurtenbach sieht in neuen Dienstleistungsangeboten einen Markt für die Zukunft. Erste gute Erfahrungen habe die Gothaer bereits als Anbieter betrieblicher Gesundheitsprogramme gemacht.
Quelle: Financial Times Deutschland
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