Mass Mutual und Cerberus übernehmen angeschlagenen Rückversicherer
Von Herbert Fromme, Köln D er in die Krise geratene Spezialrückversicherer Scottish Re hat Käufer gefunden. Die Finanzgruppe Mass Mutual und das Investmentunternehmen Cerberus werden jeweils 300 Mio. $ investieren und damit die Mehrheit an Scottish Re übernehmen. Die Gesellschaft wird frische Aktien an die Käufer ausgeben, die ihnen 68,8 Prozent sichern. Zur Überbrückung haben die beiden Unternehmen sofort ein Darlehen über 100 Mio. $ bereitgestellt und eine weitere Finanzierung über 500 Mio. $ zur Finanzierung von Neugeschäft vorbereitet.
„Ohne das Investment und die Bereitschaft zu den übrigen Finanztransaktionen hätte Scottish Re möglicherweise nicht mehr in der bisherigen Form arbeiten können“, sagte Scottish-Re-Chef Paul Goldean in einer Telefonkonferenz.
Mass Mutual ist eine Lebensversicherungs- und Investmentgruppe mit einem verwalteten Vermögen von 395 Mrd. $, die als Gegenseitigkeitsverein organisiert ist. Cerberus gehört zu den aggressiveren US-Hedge-Fonds. Auch der französische Rückversicherer Scor und andere Gesellschaften wie Hannover Rück hatten mehr oder weniger ernsthaftes Interesse bekundet, aber schließlich kein Angebot gemacht.
Die bisherigen Aktionäre der Scottish Re, die in den USA aktiv ist und ihren Hauptsitz auf Bermuda hat, müssen dem Geschäft mit einer Mehrheit von zwei Dritteln zustimmen. Das Geschäft soll im zweiten Quartal 2007 abgeschlossen werden. Die Aktie ging gestern erneut auf Talfahrt und stand am Nachmittag bei 5,90 $, ein Minus von elf Prozent. Schon am Freitag war sie deutlich gefallen. Die Anleger hatten auf einen höheren Übernahmepreis für das Unternehmen gesetzt.
Scottish Re ist seit 1999 aktiv. Es bietet US-Lebensversicherern Rückversicherungsschutz. Das ist eine Mischung aus Finanzierung und der Übernahme von biometrischen Risiken, etwa einer plötzlichen hohen Sterblichkeit durch Seuchen. Scottish Re war vor allem durch zahlreiche zum Teil teuer bezahlte Übernahmen und niedrige Preise rasch gewachsen und ist jetzt mit Netto-Prämieneinnahmen von 1,94 Mrd. $ der drittgrößte Lebensrückversicherer der USA.
Die rasche Expansion bei knappem Eigenkapital rächte sich. Für das zweite Quartal 2006 meldete das Unternehmen einen Verlust von 122 Mio. $. Das führte zu einem kräftigen Kursverlust für die Aktie und der Verschlechterung der Bewertung durch die Ratingagenturen, für einen Rückversicherer ein schwerer Schlag.
Gestern erklärte die Agentur Standard & Poor’s, sie habe den Ausblick für Scottish Re auf „positiv“ verändert. Das Rating steht auf dem für die Branche unakzeptablen „B+“. Moody’s teilte mit, man werde den Deal prüfen und dann über eine Veränderung des Ratings entscheiden.
Quelle: Financial Times Deutschland
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