Preiskrieg in der Autoversicherung führt zu Ungleichheiten · Mehrarbeit für Vermittler
Von Herbert Fromme, Köln Versicherungsmakler sind verärgert über die Preispolitik der Autoversicherer. Im momentanen Preiskrieg der Anbieter um Marktanteile senken die Gesellschaften die Preise für Neukunden, während sie im Bestand unverändert bleiben. „Das heißt für uns Makler, dass wir alle Kfz-Versicherungsverträge unserer Kunden daraufhin prüfen müssen, ob Kündigung und Neuabschluss zu einem günstigeren Preis führen oder nicht“, sagte Peter Köhler, Vorstandsmitglied des Verbands Deutscher Versicherungsmakler.
In anderen Sparten gebe es eine Regelung, nach der die Altverträge bei Preisänderungen automatisch angepasst würden. Das sei beispielsweise in der Lebens- und Krankenversicherung der Fall. „Bei Kfz-Policen ist das anders“, sagte Köhler, Geschäftsführer des Freiburger Maklerunternehmens Thomae und Partner. „Hier bezuschussen die bestehenden Kunden die Jagd nach Neukunden durch niedrigere Preise.“
Die Assekuranz kennt das Problem. Einzelne Gesellschaften haben reagiert. „Bei uns gilt für jeden nach dem 1. September 2004 geschlossenen Vertrag eine Regelung, nach der bestehende Policen automatisch angepasst werden“, sagte ein Sprecher der Allianz Versicherung. Bei älteren Verträgen gilt dagegen: Wer nicht kündigt, zahlt weiter den alten, höheren Preis.
Wegen der großen Preisunterschiede kündigen jährlich rund vier Millionen Fahrzeughalter ihre Autoversicherung. Stichtag für die Kündigung ist in der Regel der 30. November, Vertragsbeginn der 1. Januar. In den vergangenen Wochen leisteten die Maklerbüros Überstunden, um mit der Autoproblematik fertig zu werden.
Geld bringt das nicht: Die neuen Preise sind meistens niedriger, entsprechend sinkt die Maklerprovision. Stillschweigend übergehen lässt sich die Preisänderung aber nicht. „Dann würden wir unsere Pflichten als Makler gegenüber unseren Kunden verletzen. Sie könnten von uns unter der Maklerhaftung Schadensersatz verlangen.“
In der Autoversicherung tobt seit Ende 2004 ein heftiger Preiskampf. Angestoßen vom Marktführer Allianz, der sich gegen Angriffe des Marktzweiten HUK Coburg und anderer Anbieter zur Wehr setzte, senkten die meisten Anbieter ihre Tarife mehrfach, verdienten aber im Schnitt 2005 noch gutes Geld.
Die Branche verbuchte im vergangenen Jahr bei Prämieneinnahmen von 22 Mrd. Euro einen versicherungstechnischen Gewinn von rund 1 Mrd.Euro – Schadenaufwand, Vertriebs- und Verwaltungskosten lagen also 1 Mrd. Euro unter den Prämieneinnahmen.
Dieser Gewinn wird 2006 wegen der Preisschlacht wahrscheinlich auf 200 Mio. Euro fallen, auch die Beitragseinnahmen gehen um 4,4 Prozent auf 21 Mrd. Euro zurück. Die Branche bleibt aber im Plus. Denn zu den 200 Mio. Euro kommen sehr hohe Kapitalerträge. Die Schadenreserven für die Sparte Auto dürften nach Branchenschätzungen knapp 30 Mrd. Euro betragen – mit fünf Prozent Ertrag auf die Anlage verdienen die Versicherer daran noch einmal rund 1,5 Mrd. Euro. Deshalb haben die Gesellschaften noch Luft für Preissenkungen, um Marktanteile zu gewinnen oder zu halten.
Zitat:
“ „Wir müssen alle Kfz-Verträge unserer Kunden überprüfen“ “ – Makler Peter Köhler –
Quelle: Financial Times Deutschland
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