Branchenumbau trifft vor allem Köln · Fusionsdruck auf die Gesellschaften wird stärker
Von Herbert Fromme Richtig freuen mochte sich kaum jemand in der Kölner Allianz-Belegschaft, als die Konzernspitze am 24. November das „ZBM plus“ vorstellte. Nach dem modifizierten „Zielbetriebsmodell“ der Allianz Deutschland bleibt der Standort Köln der Allianz-Versicherung erhalten. Aber statt 1130 gibt es dort künftig nur noch rund 450 Vollzeitstellen. Dazu kommen 150 der Allianz Global Corporate & Specialty, die aber ohnehin nie infrage standen.
Die geplante Schließung des Kölner Standorts war ein heftiger Schock für die Branche. Die Zweigniederlassung galt als die profitabelste der deutschen Allianz. Seit Juni protestierten Belegschaft, Gewerkschaften und Politiker gegen die Pläne des hochprofitablen Konzerns. Für die Kölner ist die jetzt von Betriebsräten und der Allianz Deutschland unter Gerhard Rupprecht ausgehandelte Lösung ein Erfolg, für die Gesamtbelegschaft nicht unbedingt: In anderen Städten fallen jetzt mehr Arbeitsplätze weg, denn die Allianz hält an ihrem Ziel, insgesamt 5700 Vollzeitstellen bei ihren Versicherern abzubauen, fest. „Das neue Betriebsmodell wird im geplanten Zeitrahmen umgesetzt“, sagte Rupprecht.
Der Konzern reagiert damit auf das veränderte Marktumfeld. Die Konkurrenz zwischen den Versicherern sowie zwischen Assekuranz und Banken wird heftiger. Die Allianz ist nicht der einzige Versicherer, der in großem Stil umbaut. Der Hannoveraner Talanx-Konzern hat im Mai den Kölner Traditionsversicherer Gerling übernommen. Ein großer Teil des Gerling-Geschäfts wird nach Hannover verlagert, andere Teile kommen aus Hannover, Hamburg und Wiesbaden nach Köln. Insgesamt will die Gruppe 1800 Stellen abbauen.
Leiser geht die Axa-Gruppe zu Werke. Die frühere Colonia-Versicherung, die jetzt dem größten französischen Versicherer gehört, baut Stellen ohne betriebsbedingte Kündigungen ab, eine entsprechende Vereinbarung mit dem Betriebsrat sorgt für Ruhe im Unternehmen.
Die Axa gehört zu den Versicherern, die stark wachsen – durch aggressives Marktverhalten und Übernahmen. Gerade hat sie die Schweizer Winterthur-Gruppe gekauft und damit deren deutsche Tochter DBV Winterthur. Wie sich das auf die Standorte Köln und Wiesbaden auswirkt, ist noch offen – es wird diskutiert, die Lebensversicherung in Wiesbaden zu konzentrieren.
Während die Axa zulegt, verliert die Victoria-Gruppe in Düsseldorf Marktanteile. Die zu Ergo und damit der Münchener Rück gehörenden Versicherer machen beispielsweise den Preiskrieg in der Autoversicherung nicht mit.
Der Fusionsdruck in der Assekuranz könnte eine alte Rivalität in Nordrhein-Westfalen beenden. Die Provinzial-Gesellschaften in Münster und Düsseldorf gehören zwar beide zum Sparkassenlager, arbeiten aber völlig unabhängig voneinander. Mehrere Fusionsanläufe scheiterten, vor allem an der Frage des Hauptsitzes. Jetzt haben die Münsteraner sich die Provinzial Kiel als Partner gesucht. Das Zusammengehen mit Düsseldorf ist nur aufgeschoben, glauben Branchenbeobachter. Dafür sorgen nicht nur die Sparkassenpräsidenten, die Druck in Richtung Vereinheitlichung machen. Die NRW-Landesregierung will den Finanzplatz stärken – und braucht dafür eine fusionierte Provinzial.
Quelle: Financial Times Deutschland
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