Wirtschaftsboom verbilligt Absicherung von Zahlungsausfällen · Schadenaufwand sinkt
Unternehmen können mit weiterhin niedrigen Preisen für die Absicherung von Zahlungsausfällen rechnen. Die Beitragseinnahmen der Anbieter werden im kommenden Jahr voraussichtlich stagnieren – die gute Wirtschaftslage vertreibt die Kunden.
Mit Kreditversicherungen sichert sich ein Unternehmen unter anderem dagegen ab, dass Kunden Rechnungen für gelieferte Ware oder erbrachte Dienstleistungen wegen Zahlungsunfähigkeit nicht begleichen. Marktführer in der deutschen Kreditversicherung ist die Allianz-Tochter Euler Hermes, gefolgt von Atradius, R+V, Coface und Zürich. Diese Anbieter decken fast 90 Prozent des Marktes ab. Das Geschäft ist zur Zeit hochprofitabel. Der Kampf um Marktanteile ist hart, entsprechend sind die Preise gesunken.
Für 2006 rechnet der Gesamtverband der Deutschen Versicherungswirtschaft (GDV) für die Sparte mit einem Zuwachs bei den Beitragseinnahmen von einem Prozent auf rund 1,4 Mrd. Euro. „Gleichzeitig gehen wir davon aus, dass der Schadenaufwand um etwa 25 Prozent auf 700 Mio. Euro zurückgeht“, sagte Peter Ingenlath, Atradius-Vorstand und Vorsitzender des zuständigen GDV-Ausschusses. Grund für den sinkenden Schadenaufwand ist die zurückgehende Zahl der Pleiten. In diesem Jahr rechnen die Kreditversicherer mit etwa 32 000 Unternehmensinsolvenzen in Deutschland, nach knapp 37 000 im Jahr 2005 und fast 40 000 im Jahr 2004.
Diese Entwicklung hat für sie auch unangenehme Effekte. Viele Unternehmen verzichten bei einer guten Wirtschaftslage auf die Dienste der Versicherer. Für das kommende Jahr erwartet Ingenlath stagnierende Beitragseinnahmen. „2007 wird in etwa wie 2006 verlaufen“, sagte er. „Es ist eine Frage des Details, ob es einen kleinen Rückgang oder ein kleines Plus gibt.“ Die Sparte ist ein guter Indikator für die Wirtschaftslage, denn kaum eine andere Branche beobachtet die wirtschaftliche Entwicklung so intensiv. Bevor sie ein Risiko übernehmen, prüfen die Versicherer den Belieferten. Nur wenn der Anbieter davon ausgeht, dass der Kunde zahlungsfähig ist, übernimmt er das Risiko. „Teil des Geschäftsmodells ist, dass wir die positive Zukunftsprognose abdecken“, erklärte Ingenlath.
Dieses Geschäftsmodell hat offenbar wenig Überzeugungskraft. Nach GDV-Schätzungen haben nur 20 Prozent der für einen Vertrag infrage kommenden Unternehmen mit einem Umsatz von mehr als 5 Mio. Euro eine Police, bei denen mit einem Umsatz bis 2 Mio. Euro sind es nur zehn Prozent.
Schwierigkeiten, Versicherungsschutz zu bekommen, könnten künftig Unternehmen haben, die Private-Equity-finanzierte Firmen beliefern. „Namhafte Restrukturierungsexperten erwarten, dass in den nächsten Jahren Private-Equity-finanzierte Unternehmen signifikante Kreditausfälle verursachen werden“, sagte Ingenlath. Die Versicherer würden diese Unternehmen künftig noch genauer prüfen. „Es gibt Fälle, wo wir vorsichtiger werden, zum Beispiel bei den Automobilzulieferern.“
Anja Krüger
Quelle: Financial Times Deutschland
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