Allianz baut US-Geschäft um

Konzern legt Verwaltungsarbeiten zusammen · Lebengeschäft bricht ein · Dennoch Wachstumschancen

Von Herbert Fromme und Steffen Klusmann, München Der Allianz-Konzern ändert seine Struktur in den USA. Ähnlich wie bei den deutschen Versicherungstöchtern will Konzernchef Michael Diekmann die Verwaltungsarbeiten bei Fireman’s Fund und Allianz Life zusammenlegen. Das sagte er im FTD- Interview. Später sollen auch andere Konzerngesellschaften einen Teil ihrer Verwaltung hier erledigen lassen. Das gelte etwa für die Gehaltsabrechnungen für die US-Büros der Dresdner Bank und bei der Asset-Management-Tochter Pimco in den USA.

Diekmann plant auch gemeinsame Vertriebsanstrengungen von Allianz Life und Fireman’s Fund. „Fireman’s Fund zielt auf wohlhabende Kunden, da können wir auch viel stärker Lebens- und Anlageprodukte vertreiben.“

Enttäuscht zeigte sich Diekmann von der Allianz Life, die noch 2005 als ein Vorzeigesegment des Konzerns galt. In den ersten neun Monaten 2006 gingen die Beitragseinnahmen – vor allem aus Einmalprämien – auf 2,1 Mrd. von 2,9 Mrd. Euro im Jahr 2005 zurück. Allianz-Life-Chef Mark Zesbaugh verließ am 18. Dezember das Unternehmen. In den USA habe es Anfang des Jahres eine Kontroverse darüber gegeben, ob indexbasierte Policen Wertpapiere oder Versicherungsprodukte seien, sagte Diekmann. „Das hat Auswirkungen darauf, wer sie verkaufen darf.“ Die Allianz habe zu langsam auf diese Entwicklung reagiert und sich zu sehr auf Vermittler, die nur Versicherungen vertreiben dürfen, konzentriert. „Wir haben jetzt die nötigen Vertriebsabkommen geschlossen und wollen möglichst bald wieder an das Jahr 2005 beim Neugeschäft anknüpfen“.

Der Allianz-Chef sieht große Wachstumschancen in den USA. Das gilt auch für die Industrieversicherung. Der Konzern hat gerade ein renommiertes Team von Luftfahrtversicherungs-Spezialisten angeheuert und baut den Bereich Versicherung von Privatflugzeugen aus. Zurzeit prüft die Gruppe auch, ob sie ihre Haftpflichtdeckungen ausweitet. „Wir sind in der Haftpflichtversicherung in den USA sehr zurückhaltend“, sagte Diekmann. „Wir begleiten im Moment nur unsere europäischen Kunden, bieten aber den US-Kunden kaum Haftpflichtschutz.“ Das ändert sich möglicherweise. „Dabei geht es nicht um schwere Risiken wie Krankenhäuser oder die Pharmabranche.“

Der Konzern wird mit der Veröffentlichung des Jahresergebnisses 2006 am 22. Februar 2007 erklären, ob er ein Aktienrückkaufprogramm auflegt, sagte Diekmann. „Wenn wir keine Möglichkeiten finden, das Geld in unserem Kerngeschäft einzusetzen, werden wir es zurückgeben an die Aktionäre.“

Das Unternehmen erwartet für 2006 einen Gewinn nach Steuern zwischen 6 Mrd. Euro und 6,5 Mrd. Euro. Die Allianz werde, wie angekündigt, schrittweise ihre Dividende auf das Niveau von Wettbewerbern anheben, sagte Diekmann weiter.

Er verteidigte das magere Wachstum in der Schaden- und Unfallversicherung des Konzerns angesichts des wachsenden Preisdrucks. „Wir wollen unsere Profitabilität nicht beeinträchtigen.“ Die Allianz sei so groß, dass sie ausweichen könne. „Dann wachsen wir stärker in Märkten, in denen der Preisdruck nicht so groß ist.“ In Deutschland habe die Allianz den Preiskrieg in der Autoversicherung nicht begonnen. Die Branche erwarte, in der Autoversicherung 2007 rote Zahlen zu schreiben. „Wir werden sehen, wer rote und wer schwarze Zahlen schreibt. Ich glaube nicht, dass wir rote Zahlen schreiben werden“, sagte Diekmann.

Akquisitionsmöglichkeiten bei Unternehmen in Deutschland sieht er im Moment kaum. „Bei Zukäufen interessieren uns Vertriebsmöglichkeiten.“ Die Allianz habe in Italien Finanzvertriebe gekauft, sich in China an der „guten Vertriebsplattform“ ICBC beteiligt. In Deutschland sei der richtige Weg zurzeit, gute Leute auf dem Markt anzuwerben, sagte er mit Blick auf die zahlreichen Gerling-Manager, die zur Allianz Global Corporate & Specialty wechseln.

Zitat:

„Bei Zukäufen interessieren uns Vertriebsmöglichkeiten“ – Michael Diekmann, Allianz-Chef –

Bild(er):

Allianz-Chef Michael Diekmann ist unzufrieden mit der Lebensversicherung in den USA – Guido Krzikowski

Quelle: Financial Times Deutschland

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