Neuer Anlauf, alte Probleme

Herbert Fromme Banken und Sparkassen sollten sich Sorgen machen. Wenn der Plan von Allianz-Chef Michael Diekmann aufgeht, könnten sie ein Problem bekommen. Diekmann will – zunächst als Test – Angestellte der Dresdner Bank in 100 Versicherungsagenturen beschäftigen. Das sind dann Mini-Bankfilialen innerhalb des Versicherungsbüros. Gerade in ländlichen Gegenden, in denen Banken und Sparkassen eine Filiale nach der anderen schließen, ist so ein Angebot attraktiv. Allgemein ist die Assekuranz im Moment in der Defensive. Banken und Sparkassen kratzen mit wachsendem Erfolg an der Dominanz der Versicherer im Markt für Langfristsparen und Altersvorsorge. Mit der Stärkung des Bankvertriebs im Vertreternetz hält die Allianz dagegen.

Aber das gilt nur, wenn der Diekmann-Plan tatsächlich erfolgreich umgesetzt wird. Da sind Zweifel angebracht. Erstens zeigt die Notwendigkeit, Bankangestellte in die Agenturen zu schicken, ein Problem der bisherigen Bemühungen. Offenbar verkaufen die Allianz-Vertreter bestimmte Bankangebote nicht oder nur zögernd. Nur mit viel Druck konnte die Allianz sie bisher dazu bringen, doch Kreditkarten oder Girokonten abzusetzen. Das bedeutet aber nichts Gutes für die unternehmerische Führung der künftigen „Bankagenturen“.

Zweitens wird es nicht leicht für die Vertreter, damit Geld zu verdienen. Banken und Sparkassen schließen ihre Filialen nicht, weil sie Spaß daran haben, sondern weil ihr Unterhalt teuer ist. Ob die Kleinfilialen in den Allianz-Agentur sich besser rechnen, ist fraglich. Denn die täglichen Bankgeschäfte der meisten Kunden bestehen eben nicht aus gut verprovisionierten Neuabschlüssen, sondern aus Überweisungen, Abhebungen und Nachfragen. Selbst wenn das alles weitgehend automatisiert ablaufen könnte, werden die Bankangestellten viel Arbeitszeit für reine Servicetätigkeiten aufwenden. Die zentrale Frage ist, wer dafür zahlt.

Herbert Fromme ist Versicherungskorrespondent der FTD.

E-Mail: fromme.herbert@ftd.de

Quelle: Financial Times Deutschland

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