Konzern zwingt mit Milliarden Minderheitseigner aus AGF und Allianz Leben · Versicherer will Struktur vereinfachen
Von Herbert Fromme, Köln Die Allianz will die Minderheitsaktionäre aus den beiden Tochtergesellschaften Assurances Générales de France (AGF) und Allianz Lebensversicherung herausdrängen. Das lässt sich der Konzern 7,5 Mrd. Euro in bar und weitere 3 Mrd. Euro in eigenen Aktien kosten. Anleger reagierten auf die Ankündigung mit Verkäufen. Die Aktie verlor 1,9 Prozent auf 151,24 Euro und war damit zweitschwächster Wert im Dax. Die Kurse von Versicherungsaktien wurden am Donnerstag aber auch vom Orkan „Kyrill“ negativ beeinflusst.
Mit dem Schritt vereinfacht die Allianz ihre Struktur. Zahlreiche Tochtergesellschaften in Europa und Lateinamerika gehören nur indirekt über AGF zum Allianz-Konzern, dasselbe gilt für den Kreditversicherer Euler Hermes. Künftig kann der Konzern direkt durchgreifen. Außerdem sorgte die bisherige relative Eigenständigkeit von AGF für erhebliche Reibungen in der Umsetzung der Konzernpolitik bei AGF und deren Töchtern.
Derzeit hält die Allianz 57,6 Prozent an AGF. Den Minderheitsaktionären bietet der Münchner Konzern 87,50 Euro in bar und 0,25 Allianz-Aktien pro AGF-Papier. Das entspricht 126,4 Euro, 19,1 Prozent mehr als der AGF-Durchschnittskurs in den vergangenen sechs Monaten. Direkt nach dem Angebot plant der Konzern das Herausdrängen verbliebener Aktionäre oder eine grenzüberschreitende Verschmelzung von AGF auf die Allianz. „Wir wollen 100 Prozent“, sagte Vorstandsmitglied Paul Achleitner in einer Telefonkonferenz. Halte der Konzern nach dem Angebot mehr als 95 Prozent, sei ein Squeeze-out geplant. Sonst komme es zur Fusion, und die verbliebenen AGF-Aktionäre erhalten Allianz-Aktien.
Allianz-Chef Michael Diekmann hatte die Allianz 2006 von einer Aktiengesellschaft in eine Societas Europaea umgewandelt und mit der italienischen Tochter RAS fusioniert. Durch die Fusion wurden auch bei RAS die Minderheitsaktionäre herausgedrängt.
Die Allianz Deutschland bietet den Minderheitsaktionären der Allianz Leben, die neun Prozent halten, 750 Euro pro Aktie. Das ist eine Prämie von 19,9 Prozent über dem Durchschnittskurs der vergangenen sechs Monate. In der Vergangenheit hatte die Allianz Leben unter Hinweis auf ihre Minderheitsaktionäre auf Eigenständigkeit gepocht. Die Allianz legt Vertrieb und Innendienstfunktionen der Versicherer in Deutschland zusammen. Eine separate Notierung der Tochter gilt deshalb als überholt.
Diekmann braucht die Strukturänderungen, um mit dem Konzernumbau voranzukommen. Er will den Rückgang bei Kundenzahlen beenden und einheitliche Praktiken durchsetzen. Dabei hat er wenig Zeit, da die günstigen Marktverhältnisse sich gerade drehen. 2006 machte der Konzern mehr als 6 Mrd. Euro Gewinn.
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Quelle: Financial Times Deutschland
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